Originaltitel: THE MOTORCYCLE DIARIES

Argentinien 2004, 126 min
FSK 6
Verleih: Constantin

Genre: Biographie, Drama, Polit

Darsteller: Gael García Bernal, Rodrigo de la Serna

Regie: Walter Salles

Kinostart: 28.10.04

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Die Reise des jungen Che

Zwei Schlitzohren erobern Südamerika ...

... so oder ähnlich hätte der deutsche Titel in den 70ern lauten können. Ein abenteuerliches Road- und Buddy-Movie mit sozialem Impetus nach den Reiseaufzeichnungen Che Guevaras, der sich im Jahre 1952 als 24jähriger Studenten-Schönling Ernesto gemeinsam mit seinem pummeligen Freund, dem Weiberhelden Alberto, und einer Schabracke von Rennmaschine namens "die Allmächtige" auf Entdeckungsreise quer durch den lateinamerikanischen Kontinent machte. Ein dankbares Film-Thema.

Denn die bilderbuchartige Schönheit der Landschaft liegt am Wegesrand, für Anekdotenreichtum ist gesorgt - etwa wenn den Reisenden der Ruf zweier Wunderdoktoren vorauseilt und ihnen Türen zu Mahlzeiten und Frauenherzen öffnet -, und der Held ist schon vor Antritt der Reise positiv besetzt. Wenn man nun noch Walter Salles ran läßt, sollte man sogar mehr als einen gelungenen Unterhaltungsfilm erwarten. Und doch fällt das erwartete Meisterwerk irgendwie etwas zu nett aus.

Die Herausforderung bestand darin, die Reise zweier unbefangener Abenteurer in die Initiationsreise des Revolutionärs münden zu lassen: vom harmlosen Idealisten zum Weltverbesserer; die Geburt des jungen Che aus dem Geiste Lateinamerikas. Das alles arbeitet Salles brav ab, ohne wirklich die Zwischentöne in der Persönlichkeitsentfaltung herauszukitzeln oder den Kontext zu erweitern. Er zeigt zwar die verarmten und unterdrückten Indios. Er zeigt die im Dschungel versteckte Lepra-Station, in der Ernesto Menschlichkeit und Zusammenhalt erfährt. Aber es führt nicht zu einem erkenntnisreichen, neuen Blick auf den Mythos Guevara. Der Fluß, der die Lepra-Kranken von den Gesunden trennt, muß hier reichen als Symbol für die ewige Ungleichheit der Menschen.

Das ist natürlich etwas wenig, zumindest wenn man einen kompromißlosen Film über einen kompromißlosen Mann erwartet. Für einen bunten Bilderbogen ist allerdings gesorgt. Wer etwa die Kahlo-Biographie FRIDA geliebt hat, wird vermutlich auch diesen Film lieben.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...