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Die Reise des Personalmanagers

Was ist Heimat?

Ein Panzer rollt durch die zerrissene Berglandschaft Rumäniens, gesteuert vom Personalchef einer israelischen Großbäckerei. Auf das Dach des Ungetüms aus dem Kalten Krieg ist ein Holzsarg geschnallt, und in der Ausguckluke sitzt ein Junge mit Kopfhörern, aus denen laute Technomusik schallt. Der Film ist an dieser Stelle schon fast vorbei, der Großteil der Reise liegt hinter den Personen auf und vor der Leinwand. Und wie das bei Reisen so ist, blickt man, am Ziel angekommen, noch einmal staunend zurück auf das, was man erlebt hat.

Eine Angestellte der besagten Bäckerei ist bei einem Selbstmordattentat ums Leben gekommen. Weil sie keine Verwandten in der Stadt hat, und um einen Presseskandal zu vermeiden, wird der Personalmanager der Bäckerei mit ausreichend Geld ausgestattet und dazu verdonnert, die Leiche der Frau in ihre Heimat zu überführen. Und schon steckt er mittendrin in dieser unglaublichen Reise in einem verrückten Bus. Mit an Bord: Ein warmherziger Vizekonsul, ein trinkfreudiger Fahrer, ein übermotivierter Journalist und schließlich der Sohn der Verunglückten, der alle anderen einfach nur zum Teufel wünscht.

Man merkt den Filmen des israelischen Regisseurs Eran Riklis die Freude am Spiel mit dem Absurden an. Es ist seine große Leidenschaft, unvereinbare Komponenten zu einem Ganzen zusammenzufügen. Das führt unweigerlich zu lustigen Momenten. Aber auch zu emotionalen Auseinandersetzungen. Und das ist auch das Ziel der Reise, die diese Filme sind. Dabei spielen Grenzen eine wichtige Rolle. Riklis verbindet auf beeindruckende Weise das Überschreiten von geographischen und politischen Grenzen mit dem Überschreiten persönlicher und moralischer Grenzen.

Leider fehlt diesem Film das universelle Element, was DIE SYRISCHE BRAUT so ausgezeichnet hat. Meisterhaft wurden da noch die Auswirkungen religiöser und politischer Machtkämpfe auf die einfachen Menschen dargestellt. In DIE REISE DES PERSONALMANAGERS wird versucht, dasselbe zu tun, aber nicht erreicht. Der Film schrumpft zu einem persönlichen Roadmovie mit komischen Elementen.

Am Ende kommt er noch auf sein großes Thema zurück, nämlich die Frage nach Identität in einer Zeit, in der das persönliche Zusammengehörigkeitsgefühl von Menschen durch Staatengrenzen eher durchschnitten als umrahmt wird.

Originaltitel: THE HUMAN RESOURCES MANAGER

Israel/D/F/Rumänien 2010, 103 min
FSK 6
Verleih: Alamode

Genre: Roadmovie, Tragikomödie

Darsteller: Mark Ivanir, Noah Silver, Irina Petrescu

Regie: Eran Riklis

Kinostart: 01.12.11

[ Marcel Ahrenholz ] Marcel mag Filme, die sich nicht blind an Regeln halten und mit Leidenschaft zum Medium hergestellt werden. Zu seinen großen Helden zählen deshalb vor allem Ingmar Bergman, Andrej Tarkowskij, Michelangelo Antonioni, Claude Sautet, Krzysztof Kieslowski, Alain Resnais. Aber auch Bela Tarr, Theo Angelopoulos, Darren Aronofsky, Francois Ozon, Jim Jarmusch, Christopher Nolan, Jonathan Glazer, Jane Campion, Gus van Sant und A.G. Innaritu. Und, er findet Chaplin genauso gut wie Keaton ...