Originaltitel: HOODWINKED
USA 2005, 81 min
Verleih: Kinowelt
Genre: Computeranimation, Komödie, Kinderfilm
Stab:
Regie: Cory Edwards, Todd Edwards, Tony Leech
Stimmen: Sarah Kuttner, Hans Werner Olm, Smudo, Jan Delay,
Kinostart: 28.12.06
Da wird doch der Kuchen im Korb verrückt! Polizeieinsatz in Großmutters Hütte, ermittelt wird wegen grober Ruhestörung. Kommissar Nicky Flippers nimmt vier Verdächtige unter die Lupe: das junge Rotkäppchen, dessen Oma, den Wolf und einen Holzfäller. Und während seine Ermittlungen Erstaunliches zutage fördern, kommt Flippers gleichzeitig einem ominösen Verbrecher auf die Schliche, der im Märchenwald alle Hersteller von Leckerlis in den Ruin treibt.
Moment, also hier stand doch DIE ROTKÄPPCHEN-VERSCHWÖRUNG drüber! Aber mit den Gebrüdern Grimm hat das wenig zu tun. Eben, deshalb macht es umso mehr Spaß. Ein anderes Brüderpaar - Cory und Todd Edwards - und Tony Leech nahmen sich der altbekannten Geschichte an und würfelten sie nach allen Regeln der Krimikunst durcheinander. Erzählt wird eingangs erwähnter Zusammenstoß in Großmutters Hütte aus vier verschiedenen Perspektiven. Kenner der Filmgeschichte werden Akira Kurosawas RASHOMON durchs Unterholz schimmern sehen. Auch dieser machte ein Wäldchen zum Schauplatz eines Verbrechens und enthüllte die Wahrheit etappenweise durch Berichte von vier Beteiligten. Dieses Konzept wird in DIE ROTKÄPPCHEN-VERSCHWÖRUNG auf die Spitze getrieben. Jeder der vier Ruhestörer erzählt nicht nur eine abweichende Version der Ereignisse, sondern trägt auch ein Geheimnis mit sich herum. So träumt Rotkäppchen davon, aus der Enge des Waldes endlich auszubrechen.
Der Holzfäller ist an sich ein etwas unterbelichteter Schauspieler, betreibt einen mobilen Schnitzelimbiß und würde viel lieber einer Jodeltruppe angehören. Rotkäppchens scheinbar zarte Oma ist ein echter Adrenalinjunkie: ob Skydiving, Snowboarden mit Schneelawinen oder Freeclimbing - Grandma ist dabei. Und der böse Wolf entspricht so gar nicht seinem Rollenklischee, vielmehr ist er als Journalist und jenem Verbrecher auf den Fersen, der die Imbiß-Landschaft des Märchenwaldes und so auch Omas florierendes Keks-Imperium gefährdet. Kann Flippers diesen Bösewicht im Schatten anhand der Zeugenaussagen und mit kriminalistischem Gespür enttarnen?
Während die herrlich schräge Märchenparodie auf ein explosives Finale zusteuert, wächst im Publikum schon der Wunsch nach mehr Kinoerlebnissen, die derart clever und energisch unterhalten. Keine Sorge, die Fortsetzung ist bereits in Planung.
[ Roman Klink ]