Originaltitel: SO-SEOL-GA-UI YEONG-HWA

Südkorea 2022, 93 min
FSK 0
Verleih: Grandfilm

Genre: Drama

Darsteller: Lee Hyeyoung, Kim Minhee

Regie: Hong Sangsoo

Kinostart: 10.11.22

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Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall

Reden über Kunst und Leben

Das südkoreanische Autorenkino ist meist eine cineastische Überraschungsbox: Es irritiert und fasziniert in seiner Eigenwilligkeit. Stets ist es Schaufenster in eine Gesellschaft, die der westlichen in ihrer starken Betonung auf soziale Hierarchien auf den ersten Blick sehr fremd erscheint. So sind die Gespräche, welche die Schriftstellerin Junhee mit entfernten Bekannten führt, von einer formelhaften Höflichkeit geprägt, in der das Eigentliche zwischen den Zeilen gesagt wird. Junhee hat durch ihre Werke Bekanntheit erlangt, steckt aber in einer Schaffenskrise, die sie zunächst tunlichst zu verbergen sucht. So vor der früheren Studienkollegin, die jetzt einen kleinen Buchladen führt, oder dem Regisseur, mit dem sie ein gescheitertes Filmprojekt verbindet. 

Erst ihre Zufallsbekanntschaft mit der jungen, mit ihrem Beruf hadernden Schauspielerin Kilsoo verheißt eine offene Begegnung von Mensch zu Mensch, die auf einmal wieder Inspiration in beiden Frauen erweckt. Ein gemeinsames Filmprojekt verspricht die düsteren Schatten der Depression zu vertreiben. Und beim spontanen Trinkgelage wird dann auch die letzte Steifheit abgelegt.

Der Film besteht vor allem aus den mäandernden Gesprächen zwischen den Protagonisten über Leben und Kunst. Beide sind unentwirrbar verwoben. Dabei lassen die stark kontrastierenden Schwarz-Weiß-Bilder die Gesichter der Protagonisten vor einem oft überstrahlten Hintergrund umso stärker hervortreten. Hong Sang-soo gelingt mit seinem Film eine anrührende Meditation über das Glück unverhoffter Begegnungen.

[ Dörthe Gromes ]