Originaltitel: UNE JOLIE CH’TITE FAMILLE

F 2018, 107 min
FSK 0
Verleih: Concorde

Genre: Komödie

Darsteller: Dany Boon, Valérie Bonneton, Pierre Richard

Regie: Dany Boon

Kinostart: 22.03.18

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Die Sch’tis in Paris

Landeiersalat auf trockenem Komödienbrot

Schaut man WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS heute zum wiederholten Male, hat die vormalige Begeisterung ein paar Dämpfer abgekriegt: Die Zeiten waren vor zehn Jahren einfach andere, man selbst entwickelte sich, vielleicht nicht unbedingt zum rundum Positiven, dem jetzigen Filmerlebnis haftet manche Betulichkeit, dazu das Gefühl des Sattgesehenen an. Damals rannten über zwei Millionen Menschen in die deutschen Kinos, aktuell kommen Komödien aus dem Nachbarland mit viel Glück auf einige hunderttausend Besucher. Woran jene Quasi-Fortsetzung nichts ändern wird.

Wo nämlich im „Original“ das sympathische Odeur duftete, die bemackten Figuren tatsächlich zu lieben, reicht’s nunmehr bloß zum Mief am – auch emotionalen – Reißbrett durchkalkulierter Berechnung. Worin Ironie liegt, weil Dany Boon, erneut gleichzeitig Regisseur, Autor und Hauptdarsteller, genau dies seiner Filmfigur vorhält. Die, ein Architekt/Designer namens Valentin, verdient mit den Ischiasnerv ruinierendem Mobiliar ein Heidengeld, schwebt momentan einer eigenen Retrospektive entgegen – und erleidet vorab einen Autounfall. Als er beim Erwachen aus dem Koma ein kräftiges „Hä?!“ rausdonnert, wird Valentins Sch’ti-Herkunft enthüllt. Ungleich schlimmer: Die Familie reist an …

Es geschieht das Erwartete und immer auf den naheliegendsten Punkt Inszenierte, ergo Zusammentreffen zweier Welten, Vorwürfe, Läuterung, die Rückkehr des verlorenen Sohnes. Hätte trotzdem halbwegs funktionieren können, würde es glaubhaft rübergebracht. Doch die Dekade hinterließ bei Boon wohl nicht allein optische Spuren, und ohne daraus eine persönliche Unterstellung ableiten zu wollen – den Widerling nimmt man ihm sofort ab, das herzensgute Landei bleibt diesmal indes eine Behauptung, eben etwas nur Gespieltes. Boon scheint das zu merken, möchte offenbar positive Erinnerungen wecken, zitiert Bewährtes – so ersetzt nach Benzin schmeckendes Gemüse den furchtbaren Stinkerkäse. Und er fügt vermeintlich Zugkräftiges hinzu, darunter englisches Liedgut, welches einer französischen Komödie ja bekanntlich erst den letzten Pfiff gibt.

Nahezu Schmerzen verursacht schließlich das Verheizen Pierre Richards für sich anbiedernde „Unfähiger Mann verlassen zu Haus“-Gags banalster Art. Und plötzlich war, wenn man es recht bedenkt, WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS sogar bei Neusichtung irgendwie noch echt gelungen ...

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...