Originaltitel: THE HUNTED
USA 2002, 95 min
Verleih: Concorde
Genre: Action
Darsteller: Benicio Del Toro, Tommy Lee Jones, Connie Nielsen
Regie: William Friedkin
Kinostart: 17.04.03
Mario Adorf und Otto Sander, Gralshüter des weisen Kommentars aus dem mythischen Off, haben Konkurrenz aus Übersee bekommen. Johnny Cashs in brennenden Feuerreifen geschmiedete Stimme, alttestamentarisch und ursuppig ohnehin, darf diesem Film den Prolog sprechen. "Oh God said to Abraham: Kill me a son." Zitat Bob Dylan/Die Bibel, lyrische Einstimmung auf Schwerwiegendes: Kosovo 1999, der US-Soldat Hallam eliminiert einen serbischen Offizier. Doch der Profikämpfer wird von Alpträumen geplagt.
Während man sich nun auf die Reise in eine wunde special forces-Seele gefaßt macht, hat es Hallam und Handlung in die nordamerikanischen Wälder verschlagen. Der Ninja erlegt zwei Wildtöter, das FBI ermittelt, die anfänglich gelegten Fährten in psychologisch oder sonstwie Brisantes führen direkt in die Falle. Denn statt des angekündigten Tiefsinns kommt hier kaum mehr als ein schlichter Verfolgungs-Plot zur Entfaltung. Tommy Lee Jones, der ehemalige "Man in Black", ist hier J.T. Bonham, Naturschutz-Aktivist in bequemer Freizeitkleidung und mit militärischer Vergangenheit. Er bildete Hallam zur perfekten Kriegsmaschine aus und fühlt sich nun verantwortlich für den Amoklauf seines Schützlings. Nur Bonham kann den Killer stellen, und das macht der beherzte Förster dann auch.
In den Siebzigern ergruselte sich Friedkin mit DER EXORZIST per Weihrauch und grünem Schleim Kultstatus. Diesmal buhlt er mit schräger Trapper-Romantik und Messerduellen um die Gunst des Publikums. Friedkin schickt seinen modernen Lederstrumpf auf eine teils blutige Treibjagd durch ländliche und urbane Wildnis, reiht Kampf- und Fluchtszenen nicht immer plausibel, aber einigermaßen kurzweilig aneinander und stellte trotz Abraham, Cash und Kosovo nur einen gerade mal soliden Actionfilm her.
Daß in der Eile für Jäger und Wild noch Zeit bleibt, urzeitliche Messer herzustellen und im Feuer zu härten, mag für Liebhaber des Genres durchaus hinnehmbar sein. Schmerzlich werden sie dann allerdings so etwas wie Ironie vermissen, die ja so manchen Action-Parcours erträglich oder gar vergnüglich machte.
[ Sylvia Görke ]