Originaltitel: THE EXTRAORDINARY JOURNEY OF THE FAKIR
F/USA 2018, 92 min
FSK 6
Verleih: SquareOne
Genre: Literaturverfilmung, Komödie, Liebe
Darsteller: Dhanush, Bérénice Bejo, Erin Moriarty, Gérard Jugnot
Regie: Ken Scott
Kinostart: 29.11.18
Wie’s der Tiel schon kommuniziert, steckt Aja also grade in einem Kleiderschrank. Der Weg dorthin: lange Geschichte. Die hat was mit ersehnten Nagelbetten, kleinen Betrügereien und einer Mutter zu tun, welche standhaft die Existenz eines Vaters leugnete – was Aja dazu brachte, selbigen in jedem Mann zu erkennen, dessen Weg er kreuzte. Kindliche Traumatisierung pur.
Jahre später verschlägt’s den jungen Bewohner Mumbais nach Paris, als erste Anlaufstelle dient nicht der Eiffelturm, sondern ein blau-gelbes Möbelhaus, bestimmter Prägung folgend. Dort schaut just auch Marie nach hübscher Inneneinrichtung, reagiert auf Ajas tatsächlich originellen Annäherungsversuch, zweites Date ausgemacht, Liebe im Anflug. Bis Aja das verhängnisvolle Möbel betritt und drin gen Europa verschifft wird.
Zurücklehnen und die Seele baumeln lassen, heißt es nun mit vollem Recht. Kino darf Märchen sein, und gelüstet es beispielsweise den gestrengen Ordnungshüter plötzlich danach, in Gesang und Tanz (beides nicht ganz so schön, aber wer will meckern) auszubrechen, soll er’s tun, nicht wahr?! Aja schaut’s wachen Auges an und treibt weiter, begegnet einer von Bérénice Bejo gemimten Schauspielerin, deren nächstes Rollenangebot kaum treffender gewählt sein könnte – eine Hexe. Doch halt, Moment, wir lernen diese Nelly näher kennen und stellen fest, daß sie eigentlich nur viel cooler ist als der große aufgeblasene Rest um sie herum! Aja zieht voran, Maries Armen entgegen, nicht ahnend: Sie wandte sich, schwer enttäuscht, Pieter zu. Gefühlig und glatt, quasi eine schöne menschliche Zeitverschwendung.
Von der lesbenlifestyleverrückten Sidekick-Freundin bis Nellys eingerenkter trauriger Vergangenheit unternimmt Ajas Trip wirklich alles, ein Rundum-Wohlfühl-Erlebnis zu zaubern. Erfolgreich, falls man die unpassenden Bezüge zur Flüchtlingsthematik ignorieren kann. Unpassend nicht, da sie die allgegenwärtige Heiterkeit stören, sondern wegen ihrer gleichsam märchenhaft simplen Abhandlung. Wenn’s derart einfach wäre …
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...