D 2012, 115 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Thriller, Polit, Drama

Darsteller: Moritz Bleibtreu, Max Riemelt, Rade Serbedzija, Stipe Erceg

Stab:
Regie: Dennis Gansel
Drehbuch: Dennis Gansel

Kinostart: 08.03.12

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Die vierte Macht

Unser Mann in Moskau versagt

Die Taschentücher gezückt und Mitleidstränen vergossen, denn das Leben kann so ungerecht sein: Paul Jensen hat einst einen wahnsinnig guten journalistischen Abschluß hingelegt, so richtig mit Veröffentlichung, schlägt sich nun aber als Klatschreporter durch. Dessen indes nicht genug, führt ihn sein Weg jetzt noch nach Moskau, ergo gen böses Rußland, und was Westler da erwartet, weiß man ja. Und richtig! Erst stirbt Pauls neue Flamme, die schöne Katja, bei einem Bombenanschlag, dann verfrachtet die Justiz den auffälligen Deutschen unter Terrorismusverdacht ins nächste Gefängnis. Bereits der ultimative Horror? Nein, denn Pauls Martyrium fängt gerade erst an.

Um es gleich vorwegzunehmen: Ein Sternchen hat sich hier praktisch bloß der Ausstatter verdient, welcher von der Erich-Honecker-Autobiographie bis hin zu etwas, das verdächtig nach einem originalen Polylux ausschaut, jede Menge Krimskrams ankarrte und strategisch günstig in den Räumen verteilte. Sonst herrscht jedoch relative Leere, in jeder Beziehung. Über logische Ungereimtheiten sieht man als moderner Kinogänger ja erfahrungsgemäß hinweg, zumal zum Beispiel gut erklärbar bleibt, wieso jemand Paul nach Moskau schicken sollte, obwohl dieser kein Wort Russisch kennt. Na? Genau! Weil nämlich im Gegenzug sämtliche Russen perfekt Deutsch verstehen, ebnet diese bloß einseitige Kommunikationsbarriere den Weg für allerlei finstere muttersprachliche Unterhaltungen sogar in Anwesenheit des Journalisten. Clever, nicht wahr?! Wie laut es allerorten papieren aus dem Textbuch raschelt, übertönt immerhin die ganz offensichtliche, an akutem Studiosteifheitskrampf leidende Nachsynchronisation.

Womit das neben Paul, welcher in seiner charakterlichen Tranigkeit nie zur Identifikationsfigur taugen will, größte Problem in Form eines minderwertigen Skripts benannt wäre. So verschachtelt und listig sich das Ganze geben möchte, so gähnend vorhersehbar bleibt es. Inklusive einer seitens Pauls Vaters initiierten Schnitzeljagd der Wahrheit hinterher, die wohl deshalb menschliche Brisanz gewinnen soll, weil sich Papa und Sohn doll verstritten. Emotionsausbrüche garantiert, nur eben völlig uninteressant.

Als einzige echte Überraschung informiert ein Hinweis gleich vor Start, das Folgende basiere zur Abwechslung mal nicht auf wahren Ereignissen. Puh. Da darf man doch ganz beruhigt aufatmen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...