Österreich 2017, 92 min
FSK 0
Verleih: NFP
Genre: Komödie
Darsteller: Aglaia Szyszkowitz, Devid Striesow, Erwin Steinhauer
Regie: Michael Kreihsl
Kinostart: 28.06.18
So möchte wohl keiner enden: Joana und Valentin Dorek finden sich nach 20 Jahren Ehe beim Paartherapeuten wieder. Nach außen hin führen sie ein gutes Leben, haben zwei fast erwachsene Kinder, gute Jobs, nur eben sich selbst nichts mehr zu sagen. Die Liebe ist ihnen quasi abhan-dengekommen. Doch ganz aufgegeben haben sie sich nicht, sonst würden sie den Weg zum Seelenheiler nicht wagen.
Also sitzen sie an einem warmen Sommertag in einer kleinen, modern eingerichteten Praxis nebeneinander und bewerfen sich mit verbalem Müll. Vor ihnen der freundliche Therapeut, der zuerst zuhört, später moderiert und zuletzt interveniert. Denn die beiden, so wird schnell deutlich, sind ein besonders hartnäckiger Fall. Also geht der Therapeutenalltag los: Rollentausch, Herz öffnen, doch nix klappt.
DIE WUNDERÜBUNG basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Daniel Glattauer, das an den Wiener Kammerspielen erfolgreich aufgeführt wurde. Ziel war hier sicher nie die tiefgründige Analyse einer Paarbeziehung. DIE WUNDERÜBUNG ist leichte Unterhaltung mit reichlich grotesker Wendung am Ende. Devid Striesow spielt den etwas verbimmelten Karrieretypen, der sich – so sagt es seine Frau – nur um sich kümmert und sich sogar dabei noch im Weg steht. Aglaia Szyszkowitz ist die schicke Working Mum mit hochhackigen Schuhen, verbittert und humorlos – gemeinsam sind sie so, wie man sich ein gut situiertes, gelangweiltes Vorstadt-Pärchen eben vorstellt.
Das ist alles nett anzusehen. An DER GOTT DES GEMETZELS, ein artverwandtes Kammerspiel und prominent mit Kate Winslet und Christopher Waltz verfilmt, aber reicht DIE WUN-DERÜBUNG keineswegs heran. Hier fehlt einfach der Tiefgang. Die Dialoge zwischen den beiden sind nicht scharfkantig genug. Die Welt, die sie bespielen, wird nicht in ihre Einzelteile zerlegt. Das Therapeutenzimmer wird nicht zum Schlachtfeld umdisponiert, niemand kratzt sich die Augen aus oder schreit herum.
Das Ende ist aber dann doch spannend. Weil der Weg zueinander steinig bleibt, schleust sich der Therapeut schlaufuchsig in die Verhandlung ein. Im Leinenjackett und mit Bauchansatz ist er eigentlich der gemütliche Typ, dem man ein gefährliches Psychomanöver wohl kaum zutrauen würde. Und weil die beiden Besserwisser das auch nicht tun, spielen sie mit. Aber so ist es ja immer im Leben.
[ Claudia Euen ]