Originaltitel: THE TWO FACES OF JANUARY

USA/GB/F 2014, 97 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal

Genre: Literaturverfilmung, Thriller

Darsteller: Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Oscar Isaac

Regie: Hossein Amini

Kinostart: 29.05.14

16 Bewertungen

Die zwei Gesichter des Januars

Das Dunkle unter der Sonne

Nach Janus ist der erste Monat des Jahres benannt. Denn Janus war im antiken Rom der Gott allen Anfangs. Und zugleich der allen Endes. Anfang und Ende nämlich, das waren für die Römer nur zwei Seiten einer Medaille. Und das alles zwei Gesichter hat, von denen wenigstens eins eine Maske sein könnte, daß die menschliche Existenz per se eine janusköpfige ist, nicht zuletzt eine, in der sich Schein und Sein latent und nicht selten fatal bedingen – davon künden Gott Janus und immer wieder die Bücher von Patrica Highsmith. Ganz so, als wäre die eine moderne Hohepriesterin des Janus’, variieren ihre Geschichten stets aufs Neue diese Thematik der Identitäts-Maskeraden, der Existenz in Verstellung, des falschen Scheins im echten Sein, dessen Kern wiederum die Lüge ist.

All das zeigt auch DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS. Eine weniger bekannte Erzählung Highsmiths, aus welcher der bisher als Drehbuchautor in Erscheinung getretene Hossein Amini (DRIVE) das Skript für einen Film machte und mit diesem gleich noch sein Regiedebüt gab. Und zwar ein vielversprechendes.

Im Athen des Jahres 1962 schlawinert sich der junge Amerikaner Rydal als Stadtführer durchs Leben. Und begegnet dabei eines Tages dem Ehepaar Colette und Chester MacFarland. Landsleute Rydals, außerdem reich, kultiviert, charmant. Man kommt sich schnell näher. Doch als Rydal seine zwei neuen Freunde überraschend im Luxushotel besucht, bekommt die Fassade Risse. Ist doch Chester gerade dabei, einen scheinbar bewußtlosen Mann durch die Gänge zu schleifen. Rydal überrascht Chester dabei und hilft nach einem Augenblick des Zögerns, den Körper in ein Hotelzimmer zu bringen.

Und es ist dieser auch im wahrsten Sinne Augen-Blick, auf den Amini in Hitchcock-Manier hininszeniert und mit dem diese typische Highsmith-Mechanik zu schnurren beginnt. Der Anfang vom fatalen Ende: Ein Augenblick, eine Entscheidung – und Rydal ist verstrickt in ein Spiel aus Sein und Schein, Begehren und Abhängigkeit. Ein Spiel um Leben und Tod. Und keins, bei dem es einen Gewinner geben kann. Amini entfaltet das als Psycho-Duell, ganz auf seine drei Hauptdarsteller zugeschnitten, in der hitzeflirrenden Atmosphäre einer sich in traumhaften Bildern zeigenden griechischen Landschaft.

DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS ist ein intelligentes Thriller-Drama klassischen Zuschnitts. Nichts, was man allzu häufig zu sehen bekommt.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.