D 2009, 105 min
FSK 6
Verleih: Constantin
Genre: Komödie
Darsteller: Eva-Maria Hagen, Ezard Haußmann, Walter Giller, Nadja Tiller, Daniel Brühl
Regie: Leander Haußmann
Kinostart: 24.12.09
Deutschland vergreist. Der deutsche Film macht mit. Leander Haußmann zeigt besonders gut, wie es geht: Lena Braake ist eine alleinstehende, pensionierte Lehrerin mit Häuschen und einem soliden Quantum Menschenliebe, die sich gerne darin entäußert, etwa maulende Nachbarn oder pöbelnde Teenager mit selbstgebackenen Keksen zu besänftigen. Bei Banker Tobias Hardmann nützt ihr aber weder leckeres Backwerk noch gesunder Menschenverstand etwas.
Ehe Lena sich versieht, hat der herzlose Karrierist der alten Dame Haus und Vermögen abgeluchst, und Lena findet sich im Seniorenheim wieder. Doch gerade zwischen Alzheimer, Parkinson und Diabetes rumort noch der Geist der Rebellion und schlägt das Herz der Ritterlichkeit. Vor allem in Johann Schneider. Der, Schlitzohr, Charmeur und einstiger Betrüger mit einschlägigen Erfahrungen im Immobilen- und Bankgewerbe, nutzt sein Wissen und Können, um Lena zu helfen. Ein perfekter Coup, angegangen mit abenteuerlustigen Heimbewohnern und einer kleinkriminellen Energie, die alle altersbedingten Zipperlein hinwegfegt.
LINA BRAAKE ODER DIE INTERESSEN DER BANK KÖNNEN NICHT DIE INTERESSEN SEIN, DIE LINA BRAAKE HAT – den Titel des 1975er Originals muß man einfach noch mal in aller Ausführlichkeit zitieren ob seiner tönernen Brecht’schen Lehrstück-Attitüde. Die bietet Leander Haußmanns Remake jetzt freilich so nicht mehr auf, aber ein bißchen Kapitalismuskritik darf schon dabei sein, wenn er seine grauen Film-Panther ihre dritten Zähne fletschen läßt. Was indes vor allem possierlich aussieht. Weil es an Biß fehlt. Und an Tempo. Und an Esprit.
Was nun wiederum weder an den Alt-Schauspielern liegt, die mit Charme und Selbstironie agieren. Auch nicht am Drehbuch von Mark Kudlow, der durchaus pfiffige, witzige Dialoge schrieb und mitunter tolle absurde und auch spannende Szenen beim großen Bank-Coup der Seniorenbande erfand. Daß sich DINOSAURIER phasenweise so dahinschleppt wie ein 97jähriger am Rollator, liegt eindeutig am Regisseur des Ganzen.
Man muß das so sagen: Haußmann kann es nicht. In seinem gesamten filmischen Œuvre obwaltet immer wieder, mal mehr, mal weniger, eine altbackene inszenatorische Steifheit, die aus einer Uninspiriertheit bezüglich dessen erwächst, was das Medium Kino an Möglichkeiten in sich trägt. Daß DINOSAURIER unterm Strich funktioniert, verdankt sich Buch und Darstellern. Haußmann hat damit nichts zu tun.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.