Originaltitel: DISCONNECT

USA 2012, 115 min
FSK 12
Verleih: Weltkino

Genre: Krimi

Darsteller: Jason Bateman, Hope Davis, Frank Grillo

Regie: Henry Alex Rubin

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Disconnect

Im Netz gefangen

Teenager Ben: Opfer einer Internet-Mobbing-Attacke durch Mitschüler. Das Ehepaar Derek: Opfer eines Hackers. Persönliche Daten sind nicht mehr persönlich, und das Konto ist geplündert. Der vermeintliche Schuldige: Mr. Schumacher, über dem sich bald die dunklen Wolken der Selbstjustiz zusammenziehen. Aber ist er wirklich der Täter oder auch nur ein Opfer? Dann ist da noch der Jugendliche Kyle: Ein Cyber-Sex-Dienstleister, der in schmierigen Etablissements vor der Webkamera post. Ein Opfer, in jedem Fall. Glaubt zumindest die ehrgeizige Journalistin, die sich Kyle für eine investigative Reportage nähert.

Das Kreuz mit dem Netz. Und das Kreuz mit dem „Film zum aktuellen Thema.“ Ein solcher ist Henry Alex Rubins DISCONNECT, der ordentlich exemplarisch von den Gefahren kündet, die dem Menschen aus dem www erstehen können. Ein Kinostück Aufklärung, bei welchem den Dokumentarfilmer Rubin vielleicht jene Möglichkeiten eines erzählerisch emotionalen Verdichtens und auch Überhöhens gereizt haben, die im bloßen Dokumentieren eben nur bedingt möglich sind.

Das Problem nun an DISCONNECT ist im Sujet angelegt: Über lange Strecken des Films sitzen dessen Akteure vor Bildschirmen. Chattend, skypend, mailend. Das sieht im Kino noch autistischer aus als im „echten Leben draußen“, aber der Witz ist zugleich, daß einem im Kino dabei klar werden mag, wie autistisch eben unser Leben inzwischen geworden zu sein scheint. Zappelnd im Netz, den starren Blick nicht mehr abwenden könnend, wie paralysiert vom Bildschirm vor uns.

Von dem sich die Figuren in DISCONNECT dann aber doch losreißen müssen – ins Leben, in die Handlung. Einfach, weil eben Handlungsbedarf besteht, das Netz zur auch existenziellen Bedrohung wird. Und ab diesem Moment wiederum Rubin sein Erzählnetz spinnen kann, wie es sich gehört, wie es eingefordert wird. Simpel und klar: Leben und Kino ist Aktion. Und mit der Aktion beginnt DISCONNECT zu leben, zu packen.

Ein „Film zum aktuellen Thema“ ist dabei zwangsläufig von jener begrenzten Halbwertszeit, die aktuellen Themen eigen ist. Bezeichnend, daß DISCONNECT schon als „gut gemeint, aber veraltet“ kritisiert wurde. Löst der Film sich indes von seiner aufklärerischen Intention, ist diese Kritik hinfällig, weil nur noch die Frage interessiert, die jede gute Geschichte aufwirft: Wie, verdammt noch mal, wird das Ganze ausgehen? Das mit Ben, den Dereks und allen anderen?

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.