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Divertimento

Etwas adagio

Seitdem sie als kleines Mädchen im Fernsehen Sergiu Celibidache zusah, wie er Ravels „Boléro“ dirigierte, hegte Zahia den Traum, am Pult zu stehen. Tatsächlich wird später Maestro Celibidache persönlich auf die nunmehr 17jährige aufmerksam und nimmt sie in seine Meisterklasse auf. Doch es gibt da eine schier unüberwindbare Hürde: Zahia ist eine Frau. Algerischer Herkunft zudem. Das klappt nie! Oder?

Ein überflüssiger Versuch kläglichen Spannungsaufbaus eigentlich, weil das titelgebende Orchester real existiert, unter Zahias Leitung zum Erfolgsgaranten und Publikumsmagneten reifte. Den Weg dahin zeichnet dieses Biopic routiniert nach, erwartbar wenig aufregend, recht langsam, eher Stationen abklappernd, Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar unterschreibt mit der ihr eigenen Handschrift, was vor allem Nüchternheit bedeutet. Kein Schnickschnack, nicht mal eine Einführung, Charaktere entwickeln sich selbsttätig, sogar die Bildsprache verzichtet auf schillernde Anflüge, setzt auf Schnitt-Gegenschnitt-Zurückhaltung, vielleicht hin und wieder eine Totale. Einziges gestattetes Aufbruchsmittel: Lichtspiele. Wunderschöner, sehnsüchtiger Kontrast zu eingestreuten Fachsimpeleien. Die könnten Fans klassischer Musik interessieren, wobei sich jene oft empfindsamen Wesen winden dürften, wie rigoros der Schnitt Werke von Prokofjew, Dvo?ák oder Saint-Saëns zerstückelt.

Bis ein an die filmgeschichtlich legendäre „Oh Captain, mein Captain!“-Szene erinnerndes Ende die unverändert aktuelle Frage erneut umreißt: Weltberühmte Dirigenten gibt’s und gab’s unzählige, aber welche Dirigentin außer Barbara Hannigan fällt Ihnen ein?!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...