Originaltitel: DJANGO
F 2017, 115 min
FSK 12
Verleih: Weltkino
Genre: Biographie, Musik, Drama
Darsteller: Reda Cateb, Cécile de France, Bea Palya
Regie: Etienne Comar
Kinostart: 26.10.17
Django Reinhardt (1910-1953), seine Selmer-Gitarre und das Quintette du Hotclub de France – muß man dazu noch erklärende Worte schreiben? Ein paar vielleicht. Etwa, daß ein Feuer Djangos linke Hand – die Gitarristen-Greifhand also – derart verkrüppelte, daß der an dieser nur noch drei Finger benutzen konnte. In welchem Tempo, welcher Akkuratesse und auch Originalität der Kerl damit dann aber über den Gitarrenhals wuseln konnte, scheint nachgerade ein Wunder. Eins, dem man immer wieder fasziniert lauschen und jetzt, dem Kino sei Dank, auch zusehen kann.
Es mag dabei nun vielleicht etwas despektierlich klingen, aber die eigentliche Attraktion an Étienne Comars DJANGO ist jener Musiker, jenes Hand-Double, das in Nahaufnahme diese dreifingrige Tour de Force zwischen Glissandi und Oktavgriffen virtuos vorführt. Etwa gleich zu Beginn des Films, in jener Konzertszene, in der Django nicht zuletzt den deutschen Leitkultur-Herrenmenschen-Gorillas im Publikum zeigt, was er, der „Zigeuner“, alles so kann.
Ein Motiv, das immer wieder mal in diesem Film aufscheint, schließlich spielt der im Frankreich des Jahres 1943. Was das auch für das dortige Volk der Sinti und Roma bedeutet, weiß man, nur Django verschließt davor die Augen, erwägt gar das Angebot anzunehmen, das ihm von deutscher Seite gemacht wird. Ein großes Konzert in Berlin nämlich. Freilich eins mit jenen Vorgaben (keine Soli länger als fünf Sekunden, nicht mehr als fünf Prozent Synkopen, ja keine „degenerierten Negerjazz“-Akkorde), die für sich sprechen. Das heißt, für jene teutonische Blödheit, die Django indes, bei aller Verachtung dafür, in Kauf zu nehmen scheint.
Das Konzert nun, es fand nie statt. Gottlob. Denn nicht nach Berlin, auf die Flucht begibt sich Django. Dem Drängen seiner Geliebten wie auch seiner Ehefrau nachgebend; begreifend, daß auch er über kurz oder lang enden wird wie alle anderen seines Volkes. An der Schweizer Grenze gerät die Flucht ins Stocken, kommt der Film zur Ruhe – und Django dabei dennoch nur bedingt nahe.
Es ist jene in Biopics recht häufig anzutreffende historisch illustrative Schauwert-Aufbereitung ohne psychologische Vertiefung, die auch DJANGO anhaftet und das Anschauen dieses Filmes etwas von einem Museumsbesuch verleiht. Nicht, daß es dem an Unterhaltungswert mangelt, nur, daß eben auch Django Reinhardt und seine Kunst sowieso weit mehr sind als museale Artefakte.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.