D 2018, 100 min
FSK 12
Verleih: Salzgeber
Genre: Drama
Darsteller: Samuel Koch, Nils Hohenhövel
Regie: Eibe Maleen Krebs
Kinostart: 26.04.18
In situ gelangen wir mit dem Ankommen des neuen Pflegers Christoph, der sein Freiwilliges Soziales Jahr machen möchte, in Svens Pflegezimmer, seinen Mikrokosmos. Hier ist der Schauplatz des Films, hier spielt sich dem Kammerspiel ähnlich das Aufeinanderprallen zweier junger Männer ab. Im Mittelpunkt des „Schauspiels“ ist Sven, der unheilbar an Muskeldystrophie erkrankt ist, einer Erbkrankheit, die Muskelschwund verursacht und dafür sorgt, daß er am ganzen Körper gelähmt ist.
Svens harsche und ironische Art bringt Neuankömmling Christoph schon bald um seinen positiven Enthusiasmus, motiviert helfen zu wollen. Nach der anfänglichen Verweigerung, von ihm das Essen anzunehmen, konfrontiert Sven seinen jungen Betreuer immer wieder mit Grenzüberschreitungen und pendelt zwischen Machtspielen und sensibler Offenheit. Innerhalb der vier Wände entsteht eine angespannte Situation und überträgt sich auf den Zuschauer – unterstützt durch Svens Leidenschaft in großer Manier, klassische Musik auf voller Lautstärke zu genießen.
DRAUSSEN IM KOPF löst Unbehagen aus. Viele Porträtaufnahmen tragen dazu bei, sich der fordernden Nähe nicht entziehen zu können. Die Reibung zwischen den beiden kulminiert in einer Eifersuchtsszene, aufgrund der Zuneigung Svens zu einer Pflegerin, die diese nicht erwidert, sondern sich plötzlich für Christoph interessiert. Der Film schafft es, die wachsende Spannung der ambivalenten Beziehung aufrechtzuerhalten. Jedoch entsteht an manchen Stellen eine etwas seltsame Atmosphäre, die zu bedeutungsschwanger anmutet. Vielleicht ist das der Tatsache geschuldet, daß Sven gegen Ende des Films seine Gedanken zum eigenen Tod gegenüber Christoph offenbart, und wir die ernsthafte Tiefe spüren, die das Drama hier erreichen will. Vielleicht sind wir auch durch kleine, erzählerische Lücken nicht dort gelandet, wo die beiden in ihrer Freundschaft angekommen sind, wenn Christoph vor der emotional-moralischen Entscheidung steht, Svens letzten Wunsch zu erfüllen.
Der Titel rückt den Film zudem sehr auf die Seite des sensiblen Dramas. Etwas weniger poetisch, dafür klarer, vielleicht sogar sachlicher ausgewählt, hätte er der Erzählung den noch notwendigen Schwung Nachvollziehbarkeit geben können, mit Hilfe dessen uns konkretere Fragen zum Thema Sterbehilfe hätten berühren können.
[ Katharina Wittmann ]