Originaltitel: DREDD

USA 2012, 93 min
FSK 18
Verleih: Universum

Genre: Action, Science Fiction

Darsteller: Karl Urban, Lena Headey, Olivia Thirlby, Jason Cope

Regie: Pete Travis

Kinostart: 15.11.12

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Dredd

Wer hier was kann und wer nicht

„Yes We Can“ ist echt Geschichte. In diesem Amerika der Zukunft gibt es keine Zukunft mehr. Dafür gigantische Metropolen voller Chaos und Verbrechen. Mega City One ist so ein Moloch, der zu allem Übel auch noch von einer Drogenseuche heimgesucht wird. Ein Rauschmittel, das einen die Umwelt in extremer Zeitlupe und kleinsten Nuancierungen wahrnehmen läßt, schwemmt auf den Markt und macht aus den Konsumenten schnell seelenlose Wracks. Was durchaus im Interesse der eiskalten Ma-Ma ist, die als psychopathische Drogenbaronin über den größten Slum von Mega City One herrscht und ihr Machtfeld mit allen Mitteln auf den Rest der Stadt ausdehnen will. Niemand scheint sie daran hindern zu können.

Niemand? Falsch! Wenn keiner mehr kann, einer kann immer. Dredd ist der beste Mann einer Einheit, deren Mitglieder Polizisten, Richter und Vollstrecker in Personalunion sind. Die „Judges“ sind die letzte und ziemlich martialische Bastion von Recht und Gesetz. Gemeinsam mit einer neuen Rekrutin begibt sich Dredd auf einen Kriegsschauplatz, bei dem die zwei Guten allein gegen Legionen von Schurken antreten müssen. In einem Wolkenkratzer, der das festungsartige Domizil von Ma-Ma ist.

Wem das jetzt zumindest so ein klein wenig bekannt vorkommt (Hochhaus, Polizisten, Drogengangster) der hat im Kino vielleicht vor einiger Zeit den atemberaubenden indonesischen Kracher THE RAID gesehen. Gemessen daran ist Pete Travis’ DREDD freilich kaum mehr als eine mackerhafte Plumpheit. Titelheld-Darsteller Karl Urban walzt dabei kernig brabbelnd in Helm und Rüstung durch die Action, die an expliziter Gewalt und Materialschlacht zwar nichts zu wünschen übrig läßt, dabei aber jeglicher Originalität und Raffinesse entbehrt. DREDD ist Kino als Panzerfahrt. Und Kollateralschaden ist, was dabei alles unter die Ketten kommt: Figurenzeichnung, Logik, Atmosphäre.

Umso überraschender ist, daß die 3D-Effekte im Bereich „gelungen“ anzusiedeln sind. Hat mit der mitunter wirklich extremen Slow Motion zu tun, bei der Glasscherben, Wassertropfen oder auch Blutfontänen wie schwerelos schwebend um einen tanzen. Und mit Kameramann Anthony Dod Mantle (SLUMDOG MILLIONÄR, ANTICHRIST), der wohl einer der wenigen am DREDD-Set war, der seinen Job wirklich gut beherrscht. Womit die Comic-Adaption (die zweite nach einem 95er-Vehikel mit Sylvester Stallone) immerhin auf bildnerischer Ebene funktioniert.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.