Man könnte es auch klassisch-sächsisch „Muschebubu“ nennen, was da auf einer deutschen Insel läuft. Und um gleich mit Windstärke 9 alle Vorwürfe der Verschwörung gegen den einheimischen Genrefilm an sich zu widerlegen: Nein, auch diesem Autor ist es ehrlichen Auges egal, wessen Geist der Grusel entsprang, wo der Psychothriller spielt, und wer ihm den Horror reicht. Nur: Richtig gut muß es sein. Da reicht es eben nicht, wenn es knarrt, zischt und flüstert. Knisternd muß sich wenden und wälzen, was man im Samtgestühl noch beim Sehen kaum vorherzusagen wagt. DU HAST ES VERSPROCHEN schafft es vielleicht dreieinhalb Mal in 102 Minuten. Nicht die beste Ernte also.
Wasser, Wald, ein Ferienhaus, das die Kategorie „im Ursprung belassen“ verdient. Dazu zwei schöne Frauen und ein Kind, einheimische Insulaner, die vorzugweise grimmig dreinblicken. Aber auch Clarissa, eine der Frauen, hat Blicke drauf, die nicht ohne sind. Die Kamera ist zu oft zu lange auf ihr drauf, als daß man nicht merken muß, daß mit Clarissa nicht alles zu stimmen scheint. Daß sie ganz sicher mehr ist, als jene Freundin aus alten Tagen, die nunmehr bei Hanna im Krankenbett liegt. Die ist Ärztin, hat eine 7jährige Tochter und erkennt Clarissa nur am Namen in der Akte. 25 Jahre ist es immerhin her, als sich der Kontakt zwischen den einst Unzertrennlichen verloren hatte. Clarissa stammt von der Insel, Hanna war immer in den Ferien da. Bis, ja bis …
Das Wiedersehen muß gefeiert werden! Mit einem Kurzurlaub, Weibermugge, herrlich! Leichte eheliche Verwerfungen bei Hanna befördern die Idee, und so finden sich die Drei alsbald im müffelnden Holzhaus wieder. So viel Wein gibt es allerdings nicht, um sich die langsam aufziehenden Ängste schönzutrinken. Besonders Hanna wird mit den dräuenden Schatten des Gestern konfrontiert. Die alte Fischfrau ist so komisch freundlich und bissig zugleich, der Fischsohn tut so nett und macht gar eigene Dinge, das Verlies im Wald ist für ein Geheimnis wie geschaffen, und Tim, der schlecht gekleidete und rasierte Nachbar, erst! Hui, und bui eben auch.
DU HAST ES VERSPROCHEN ist das Debüt von Alex Schmidt, die sich (O-Ton) „Michael Haneke und Tim Burton“ als Vorbilder zuwendet, ihren Film zwischen Märchen und Mystery verortet, um über menschliche Liebe und das Böse zu erzählen. Alles richtig, aber eben nicht richtig.
D 2012, 102 min
FSK 16
Verleih: Falcom
Genre: Mystery, Märchen, Horror
Darsteller: Mina Tander, Laura de Boer, Katharina Thalbach, Max Riemelt, Clemens Schick
Regie: Alex Schmidt
Kinostart: 20.12.12
[ Andreas Körner ]