Originaltitel: GIRL, INTERRUPTED
USA 1999, 130 min
Verleih: Columbia
Genre: Drama
Darsteller: Winona Ryder, Angelina Jolie, Whoopi Goldberg, Vanessa Redgrave
Regie: James Mangold
Kinostart: 15.06.00
Die Depression über ihre spießigen Eltern, die Unzufriedenheit mit ihren verkrachten Liebhaber-Existenzen und eine ganze Menge Probleme mehr sind einfach zu viel für Susanna. Nachdem sie eine beachtliche Menge Aspirin und Wodka geschluckt hat, steht für den Psychiater fest: Susanna muß ins Claymore, eine geschlossene Anstalt, in die man Mitte der 60er Jahre gern und schnell junge, unbequeme Menschen wie Susanna, die nicht so einfach ins Raster paßten, abgeschoben hat. Hier trifft sie auf Mädchen, deren Geschichten der Susannas wenig ähneln, auf ziemlich verschrobene Typen unter Insassen und Personal. Daisy, ein Mädchen welches von seinem dominanten Vater mit Brathähnchen versorgt wird, die sie dann unter dem Bett vergammeln läßt, Janet, die ohne Ende abnehmen will, Polly, die versuchte, sich selbst zu verbrennen und schließlich Lisa, die als Anführerin der Mädchen gilt und
Susanna lehrt, wie man die täglichen Medikamente nicht wirklich schluckt. Mit Lisa gelingt ihr nach einiger Zeit die Flucht aus dem Hospital, und sie kommen vorerst bei der mittlerweile aus Claymore entlassenen Daisy unter. Dort kommt es allerdings zur Katastrophe....
James Mangold verfilmte die authentische Geschichte von Susanna Kaysen und ihm ist zu gratulieren. Gott sei Dank schielte er bei der sensiblen Verfilmung nicht auf das Abgreifen der OSCARS. So gelang ihm ein Film jenseits kitschigen Pathos, eine ergreifende Geschichte über Verzweiflung und Unangepaßtheit, und nicht zuletzt konnte er seinen großartigen, sensiblen Film mit wunderbaren Schauspielern besetzen. Einfach toll, das zurückgenommene Spiel von Winona Ryder, die nach jahrelanger künstlerischer Abstinenz endlich mal wieder eine wichtige Rolle spielen darf. Die Zeiten, in denen Regisseure nur auf ihre großen Kulleraugen setzten, sind damit hoffentlich vorbei. Mangolds nüchternem Erzählstil ist es zu verdanken, daß Susannas Lebensgeschichte herz-ergreifend aber eben nicht larmoyant rüberkommt. Geht schon okay, wenn beim Zuschauer am Ende Tränen fließen. Der Mut, anders zu sein, die Stärke, anders zu bleiben, sind manchmal sehr schmerzlich.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.