Originaltitel: EAGLE EYE
USA 2008, 112 min
Verleih: Universal
Genre: Action
Darsteller: Shia LaBeouf, Michelle Monaghan, Rosario Dawson, Billy Bob Thornton, Michael Chilkis
Regie: D.J. Caruso
Kinostart: 09.10.08
Doch, doch. EAGLE EYE macht Spaß. Die Action ist trotz inflationärer Rißschwenks und hysterischer Schnittstakkatos durchaus einfallsreich, und die Story an sich kann doch recht lange den Eindruck von Intelligenz suggerieren. Und bevor hier gleich auch noch Genörgel kommt, erst mal was zum Inhalt.
Jerry, ehrgeizloser Jüngling, wird rabiat aus seinem relaxten Leben gerissen. Erst stirbt der Bruder, dann landen auf Jerrys notorisch leerem Konto rätselhafte 75.000 Dollar, und nach der Rückkehr von der Beerdingung findet er in seinem Apartment Kisten mit schwerstkalibrigen Waffen. Vor diesen stehend kommt Jerry gar nicht erst groß zum Nachdenken. Sein Handy klingelt, und eine Frauenstimme verkündet, daß in wenigen Sekunden das FBI die Wohnung stürmt. Die wilde Hatz ist eröffnet. Und die Richtung für diese gibt immer wieder die geheimnisvolle Stimme am Telefon vor. So trifft Jerry auf die hübsche Rachel. Auch die schloß schon Bekanntschaft mit der Stimme. Verlangt sie doch von Rachel unbedingten Gehorsam. Wird der verweigert, stirbt Rachels Sohn.
EAGLE EYE ist ein Film, der übermütig aus Paranoia-Kino, High-Tech-Thriller und Sci-Fi-Actionreißer zusammengeballert ist. Von Spielberg produziert und D.J. Caruso inszeniert, zitiert der Film mal mehr, mal weniger gelungen, aber immer lautfröhlich eine Unzahl cineastischer Vorbilder. Was alles letztlich nur Zierrat an einer simplen, aber effektvollen Grundkonstellation ist - zwei Menschen als Spielball einer Macht, die sie nicht durchschauen. Zwei Menschen gegen das System. Das wiederum, Jerry und Rachel werden es bitter erfahren, blutigen Ernst macht.
Spannend an EAGLE EYE ist, daß hier lange nicht durchschaubar ist, was das überhaupt sein könnte, dieses "System" - das Militär, Terroristen, ein Wahnsinniger? Bedient wird mit einigen Parallelsträngen und nicht wenigen Nebenfiguren so ziemlich alles. Für einen Popcorn-Film baut EAGLE EYE da ein recht komplexes Szenario. Und verrät es - um wie versprochen noch zu nörgeln - furchtbar erwartungsgemäß an simple (und moralingebadete) Auflösungen. Gut, wie gehabt im Hollywood-Mainstream. Und trotzdem nervend. Um nicht zuviel zu verraten, sei es mal etwas kryptisch formuliert: schon albern, wie hier alsbald ein Kubrick-HAL-Klon als größenwahnsinnige Discokugel auf der Leinwand glitzert.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.