D 2018, 121 min
FSK 6
Verleih: Busch Media
Genre: Dokumentation
Regie: Christian Vogel
Kinostart: 02.08.18
Zumindest ist er losgefahren! Mehr als einmal im Leben fühlt sich der zivilisierte und über stetig fließendes Handgeld verfügende Mitteleuropäer in die eine oder andere Fluchtsituation hinein (wobei einem das mit der Flucht gottlob nicht mehr so leicht über die Lippen kommt). Raus aus dem Trott! Ans Meer und dort nur mit den Algen sein! Nach Island, aber bitte nur im Sommer! Oder Weltreise total auf dem Ein-, Fahr- oder eben Motorrad! Wie Christian Vogel.
Lichtbildervorträge gingen bislang immer, längst sind sie geschliffenen Reisedokumentationen gewichen, mit denen die Abenteurer ihre Reisen (re-)finanzieren. Auch Gaststätten bieten jetzt Themenabende an und lassen es flimmern, während auf dem Tisch landestypisches Essen dampft. Kino-Reisefilme aber marmorieren eher das Alltagsprogramm. Das, was zuletzt mit WEIT passierte, ist die Ausnahme. Über 470000 Zuschauer sahen den Dreijahrestrip eines jungen Freiburger Paares auf der großen Leinwand, und es werden noch immer mehr. EGAL WAS KOMMT würde gern dort ansetzen, schafft es aber nur in bescheidenen Ansätzen. Weil Regisseur und Biker Vogel zu wenig echt Packendes passiert, während er 333 Tage lang durch 22 Länder düst, im Wüstensand liegt, vor dem Schnee kapituliert, auf Ersatzteile wartet oder sich an der Hand operieren läßt. Vielleicht wollte der Journalist von vornherein zu viel (Kino-)Film, schwirrten ihm immer wieder zu viele Gedanken an das, was aus der Reise verwertbar sein könnte, zwischen Lenkrad und Kopf umher.
EGAL WAS KOMMT fährt als authentisches Roadmovie zu viele Kreise. Daß Vogel schöne, skurrile, lebendige, entsetzliche, ermutigende und noch ganz andere Begegnungen hatte, ist gesetzt. Daß er kämpfen mußte gegen sich und die Widrigkeiten, auch. Und daß es per se reizvoll ist, wenn einer einer Reise tut und davon erzählt, sowieso. Das gravierende Manko besteht hier darin, daß der 34jährige zu selten in den richtigen Momenten verweilt, Menschen zu wenig Chancen gibt, sie kennenzulernen.
Mehr als einmal überschreitet er Höchstgeschwindigkeiten, obwohl er sich insgesamt 121 Minuten nimmt. Daß Christian Vogel sein Werk mit Graphic-Novel-Sequenzen aufhübscht, ist in Ordnung. Allerdings bringen die Interviews mit Mutter und Freundin – immerhin, wie Vogel selbst, sehr sympathische Menschen – essentiell zu wenig ein.
[ Andreas Körner ]