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Ein Freitag in Barcelona

Prototyp des modernen Mannes

Zufällig treffen sich zwei alte Freunde auf der Straße. Während eines kurzen Regenschauers erzählen sie sich ihr vergangenes Leben und stellen fest: Es ist nicht alles super gelaufen. Während der eine zwar Frau und Kind hat, aber unter Depressionen und Phobien leidet, ist der andere – mittel- und perspektivlos – gerade wieder bei seiner Mutter eingezogen. Sie weinen und liegen sich in den Armen, danach trennen sich ihre Wege wieder.

Schon nach der Anfangsszene des Films ist klar, worum es hier geht: das Innenleben des Mannes. Für diesen Blick hinter die Fassade entwirft Regisseur Cesc Gay eine Art Prototyp moderner Männlichkeit. Acht namenlose Charaktere um die 40, allesamt aus gutbürgerlichem Milieu, beichten in fünf Sequenzen ihre Ängste und Hoffnungen. In der eindringlichsten Szene des Films bittet ein Familienvater seine Ex-Frau, die er selbst verlassen hat, um eine zweite Chance. Das Seltsame an all den Geschichten aber ist: Je trauriger und bitterer das Erlebte wird, umso abgeklärter gehen die Protagonisten damit um. Einer trifft den Geliebten seiner Frau im Park. Anstatt ihm seine Wut ins Gesicht zu schreien, umarmt er ihn am Ende. Ein anderer, der gerade seine Frau mit einer Kollegin betrügen wollte und von ihr bloßgestellt wird, bedankt sich bei ihr, weil ihm seine Dummheit plötzlich bewußt geworden ist.

Es ist diese allzu selbstverständliche Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit, die einem in diesem Film sauer aufstößt. Dabei zählt doch gerade das „Über-seinen-Schatten-springen“ zu den schwierigsten Aufgaben. Gleichzeitig scheint es, als sei der Mann von heute ausschließlich hilflos und beschützenswert, die eigenen Fehler permanent vor Augen. Die Frau ist in EIN FREITAG IN BARCELONA die Starke. Sie steht über den Dingen, hat aber gleichzeitig Verständnis für die Ausrutscher ihres männlichen Gegenübers.

Schade ist auch, daß der Regisseur weniger über Handlung als über lange Dialoge versucht, klischeebehaftete Geschlechtervorurteile aufzubrechen. Es ist schön, daß Männer mittlerweile im Kino heulen und schwach sein dürfen. Nur verzichtet diese geballte Ladung sensible Männlichkeit auf das, was auch zu einem feinfühligen Mann gehört: Selbstachtung und ein gewisses kämpferisches Potential. Vor allem, wenn es um die Liebe geht.

Originaltitel: UNA PISTOLA EN CADA MANO

Spanien 2013, 95 min
FSK 0
Verleih: Camino

Genre: Episodenfilm, Drama

Darsteller: Ricardo Darín, Luis Tosar, Javier Cámara, Eduardo Noriega, Leonor Watling, Candela Peña

Regie: Cesc Gay

Kinostart: 11.07.13

[ Claudia Euen ]