Originaltitel: THE OLD MAN & THE GUN
USA 2018, 93 min
FSK 6
Verleih: DCM
Genre: Krimi, Tragikomödie
Darsteller: Robert Redford, Casey Affleck, Sissy Spacek, Tom Waits, Danny Glover
Regie: David Lowery
Kinostart: 28.03.19
Man muß auch ignorieren können. Im hiesigen Fall die Tatsache, daß Regisseur David Lowery vor nicht allzu langer Zeit Robert Redford durch den für Zuschauer älter 9 bloß mühsam erträglichen ELLIOT, DER DRACHE scheuchte. Redford hat’s wohl dennoch irgendwie gefallen, eine weitere Zusammenarbeit darf nun vermeldet werden.
Und bald folgt baffes Erstaunen: Dieser cineastische Charmebolzen stammt vom selben Menschen, also einem ehemals klebrig-rosasoßig daherpalavernden Disney-Jünger?! Nein! Doch! Ach was! Ernsthaft: Einen besseren – bereits angekündigten, nach 60 Jahren soll Schluß sein – Ausstand vermag Redford kaum zu feiern, schlüpft in die Haut Forrest Tuckers, eines Rentners, dessen Altersfreude unverändert im Ausrauben von Banken besteht. Wahre Geschichte: fast 20mal ins Gefängnis geworfen, immer ausgebrochen, Ehrensache.
Lowery setzt ein, als Tucker und seine kleine Bande (zwei Komplizen, gemeinschaftlich „Altherrengang“ genannt) die persönliche Aufmerksamkeit eines Detective des passenden Namens John Hunt wecken. Außerdem tritt die reizende Witwe Jewel in Tuckers Dunstkreis. Darstellerisch liefert da nichts Sorgengründe; Redford, Sissy Spacek und Casey Affleck kennen ihre Profession genau. Und Lowery läßt sich, wie’s scheint, einfach von der geballten Mimenpower treiben, bewundert das Trio, chillt richtig, dimmt hier und dort das Licht, dazu flutet samtiger Soft Jazz aus den Boxen. Alles fließt, pure Entspannung, jetzt einen Drink auf Eis und vollumfänglich verführt das Rauchen wieder anfangen ...
Lowerys Inszenierung birgt totales Wohlgefühl, ist hübsch anzuschauen, trotz Schulterpolstern und Schnauzbärten, Letztere dienen gern der undurchschaubaren Maskerade, etwas erheiternd. Sowieso wiegt kein großes Drama bleischwer, es geht ja um einen Gentleman-Kriminellen, der respektvoll-höflich agiert, beim Überfallen stets gewinnend lächelt – und dessen Story unsere Mundwinkel gleichfalls permanent hebt. Sein Verfolger Hunt zollt Anerkennung und schenkt ihm Sympathie, woraus ein bekanntes Katz-und-Maus-Spiel Tiefen auslotende Finten generiert. Ein reif noch mal Verliebter, mit Jewel auf der Terrasse sinnierend über Lebensglück und das, was am Ende blieb.
Und dann jener die Zeit zurückdrehende Kuß: Redford erinnert an Auftritte voll knackiger Virilität, Spacek strahlt, findet das einstige junge Mädchen in sich. So schön ...
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...