Originaltitel: DR. SEUSS’ THE CAT IN THE HAT
USA 2003, 82 min
Verleih: UIP
Genre: Teenie, Komödie
Darsteller: Mike Myers, Alec Baldwin, Kelly Preston, Dakota Fanning, Spencer Breslin
Regie: Bo Welch
Kinostart: 08.04.04
Mami hat noch nicht ihren zweiten pinkfarbenen Pumps zur Tür raus gesetzt, da ist der Nachwuchs schon mit normalen kindlichen Aktivitäten beschäftigt: Conrad surft erst mal die Treppe runter, Schwester Sally dagegen nutzt die Gelegenheit, mittels PDA ihre liegengebliebenen Vorhaben wie "Testament aufsetzen" zu checken. Ein ereignisloser Vormittag in einer fiktiven Kleinstadt nimmt seinen Lauf.
Die Idylle wird jäh gestört, denn aus dem Nirgendwo erscheint eine gigantische Katze. Im Handgepäck schlummern Dings 1 und Dings 2, koboldartige Wesen, welche grundsätzlich genau das Gegenteil dessen tun, was man ihnen aufträgt (Eltern rund um den Globus dürften mit dieser Taktik vertraut sein). Nun ist das Pelztier jedoch nicht ziellos unterwegs, sondern will Spaß verbreiten. So wird lustig das Haus zertrümmert, eine fremde Dimension besucht und allgemein Wirrwarr gestiftet. Solche Mordsgaudi kennen die Kids gar nicht und mischen kräftig mit – bis sie sich fragen: Lohnt Anarchie als Lebensmotto wirklich?
Wer hätte gedacht, daß man sich je nach dem guten alten Schwarz-Weiß-Film zurücksehnen würde? Des Katers Theater macht es möglich! Kulissen und Kostüme grellbunt zu nennen, wäre hoffnungslos untertrieben; allein mit dem Make-up der Babysitterin könnten geschickte Künstler ganze Bilder malen. Dem optischen Schock folgt Mike Myers’ Performance, welche die Bedeutung des Wortes "enthemmt" völlig neu definiert, auf der Pfote. Zugegebenermaßen gibt es immerhin alle paar Minuten tatsächlich schön ironische Anspielungen aufzustöbern, wenn etwa Shopping-Sender persifliert werden. Davon abgesehen, daß die primäre, heranwachsende Zielgruppe damit vermutlich nix anzufangen weiß, mildern sie den folternden Gesamteindruck indes nur unwesentlich. Eine grausam enervierende Synchronisation besorgt den Rest.
Kleinen Zuschauern zu hektisch und für Erwachsene audiovisuelle Qual, sei der Besuch somit Menschen empfohlen, die ihr individuelles Geduldpotential austesten möchten. Oder sind Ihre Sprößlinge zwar nicht hyperaktiv, Sie wüßten aber gern, wie das ist? Wir raten zum Kauf einer Familienkarte und wünschen gewinnbringende Erkenntnisse im Anschluß an die Vorstellung.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...