Originaltitel: FAUTEUILS D’ORCHESTRE

F 2006, 105 min
Verleih: Tobis

Genre: Komödie

Darsteller: Cécile de France, Valérie Lemercier, Albert Dupontel, Claude Brasseur, Suzanne Flo

Regie: Danièle Thompson

Kinostart: 05.10.06

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Ein perfekter Platz

Charmanter Reigen für Frankophile

In Luxus konnte sie nicht leben, also lebte sie FÜR den Luxus: als Toilettenfrau in einem Nobelhotel. Jetzt will es ihre Enkelin wissen. Auf den Spuren ihrer Großmutter, mit einem Rucksack auf den Schultern, kommt also die hübsche, naive junge Jessica aus der Provinz ins mondäne Paris, um festzustellen, daß die Berühmten und Erfolgreichen, die sich im kleinen Bistro "Bar des Theatres" die Klinke in die Hand geben, nicht immer so glücklich sind, wie sie sein sollten. Als natürlich-freche Kellnerin lernt sie einen Konzertpianisten kennen, der lieber für die Armen und Kranken spielen möchte, eine zickig-neurotische Theater- und Fernsehschauspielerin, die ihrer Paraderolle in einer Gerichts-Soap entkommen will, einen lebenssüchtigen alternden Kunstsammler, der dabei ist, alle seine Schätze zu versteigern, und dessen puristischen Sohn, der in der Midlife-Crisis steckt. Und allen gibt Jessica einen Teil von ihrer Naivität, einen Teil ihres Lebenstraumes zurück.

Viele Klischees ergeben nicht zwangsläufig einen schlechten Film, wenn es sich um eine gelungene Genre-Mischung handelt, und das ist diese romantische Boulevard-Komödie aus dem Pariser Theater-, Kunst- und Musikmilieu auf jeden Fall. Große philosophische Erkenntnisse muß man zwar nicht erwarten. Es geht letztendlich um unterschiedliche Perspektiven auf diejenigen, die von der Mehrheit um ihr Leben beneidet werden. Doch der Reigen um eine Gruppe von Personen ist absolut leichtfüßig, charmant und temporeich erzählt und verrät die große Erfahrung der Regisseurin Danièle Thompson, die als Autorin an so unterschiedlichen Filmen wie LA BOUM und DIE BARTHOLOMÄUSNACHT mitgewirkt hat. Neben einem Wiedersehen mit Claude Brasseur gibt es dazu einen schönen Gastauftritt des amerikanischen Star-Regisseurs Sydney Pollack, der sich quasi selbst spielt. Und Paris hat eine Eintragung mehr in seiner noch zu schreibenden Städte-Filmografie.

Alles in allem eine Art Va Savoir in kompromierter Form, wobei die positive Grundstimmung das Wichtigste bleibt. Intelligentes Unterhaltungskino zum Loslassen, bis ins Mark französisch.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...