Laurens, ein Kaff in Iowa. Niemand kann Alwin Straight stoppen. Alwin ist ein sturköpfiger und eigensinniger 73jähriger Kauz. Er hat sich in den Kopf gesetzt, seinen schwerkranken Bruder Lyle, mit dem er vor zehn Jahren im Streit auseinander gegangen war, im weit entfernten Wisconsin zu besuchen. Allerdings macht ihm auch die eigene Gesundheit zu schaffen, so daß er kein Auto mehr fahren kann. Doch Alwin setzt nicht auf die Hilfe anderer, sondern putzt seinen alten Rasenmäher heraus. Auf ihm kann die Reise beginnen. Vorher packt Alwin überlebensnotwendige Dinge wie Kaffee, Benzin und kalte Würstchen zusammen, und seine Tochter Rose macht sich zunehmend Sorgen um ihn. Aber auch sie kann ihn nicht aufhalten. Unter den skeptischen Blicken der Dorfbewohner tuckert Alwin sieges-sicher davon. Allerdings gibt seine Mähmaschine nach einigen Meilen schon den Geist auf. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als unter Kopfschütteln seiner Nachbarn zurückzukehren. Wo andere aufgeben, legt Alwin erst richtig los. Er kauft sich einen gut erhaltenen Rasenmäher und sein Trip beginnt von vorn. Diesmal ist er von mehr Erfolg gekrönt. Auf seiner sechswöchigen Reise begegnen ihm die ungewöhnlichsten Leute: Ausreißer, Freaks, Kriegsveteranen....Alwin erzählt ihnen von den Unwägbarkeiten des Lebens und spart bereitwillig eigene Katastrophen und Höhenflüge nicht aus. Und genau hier hat David Lynch das Publikum im Griff. Er weigert sich, einen weiteren Film über putzige alte Leute zu drehen, sondern läßt Alwin schon verschroben aber dennoch mit klarem selbstbewußten Verstand auf die letzte Reise seines Lebens gehen. Die Hartnäckigkeit des skurrilen Alten macht ihn sympathisch und die Geschichten, die sein Gesicht erzählt, verbieten Emotionslosigkeit beim Zuschauer. Es ist schon verblüffend, wie vielfältig Lynch arbeitet. Die faszinierende Kälte seiner früheren Filme ist einer Warmherzigkeit in elegischen, ruhigen Bildern gewichen. Das tut gut, denn Lynch hat sich noch nie um Erwartungen geschert. Mit dieser Hymne an den Lebensmut gelingt es ihm wiederum, das Publikum zu packen. Als Alwins Rasenmäher eine Meile vor Lyles Haus versagt, möchte man vor lauter Ungerechtigkeit heulen. Doch hier bündelt Alwin seine letzten Kräfte und geht den Rest der Strecke zu Fuß. Als ihm Lyle die Tür öffnet, läßt Lynch uns mit den beiden ehemals verstrittenen Brüdern völlig allein. Die Wärme, die Tiefe der brüderlichen Gefühle kurz vor dem Ende der Lebenslinie fahren direkt ins Herz und ins Auge. Tränen werden fließen....
Originaltitel: THE STRAIGHT STORY
USA 1999,, 111 min
Verleih: Senator
Genre: Poesie, Drama
Darsteller: Richard Farnsworth, Sissy Spacek, Harry Dean Stanton
Regie: David Lynch
Kinostart: 02.12.99
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.