Originaltitel: NANNY MCPHEE AND THE BIG BANG
GB 2010, 106 min
FSK 0
Verleih: Universal
Genre: Kinderfilm, Fantasy, Literaturverfilmung
Darsteller: Emma Thompson, Maggie Gyllenhaal, Rhys Ifans, Maggie Smith, Ralph Fiennes
Stab:
Regie: Susanna White
Drehbuch: Emma Thompson
Kinostart: 01.04.10
Ja, es stimmt: EINE ZAUBERHAFTE NANNY war einer jener Filme, welche man als überraschungsfrei, rührselig und infantil in Grund und Boden stampfen konnte – aber warum sollte man? Schließlich machte die Kindermädchen-Mär herrlich altmodisch Spaß. Was für die Fortsetzung leider bloß bedingt gilt. Und das, obwohl sie einem sehr ähnlichen Schema folgt.
Statt des verwitweten Vaters ist hier Isabel, dreifache Mutter, mit ihrem Nachwuchs überfordert, außerdem befindet sich der Gatte im Krieg, zwei verwandte Kinder aus der Stadt (ausgesucht widerwärtige Gören) kommen zu Besuch, und schließlich will Isabels von Auftragskillerinnen verfolgter Schwager ihr die Farm abluchsen, um seine Spielschulden zu begleichen. Ganz klar ein Fall für Nanny McPhee, das magische Kindermädchen, dessen verwarztes und schneidezahnbewehrtes Gesicht selbst harte Männer nicht im Dunkeln sehen möchten.
Wieder lehrt unsere verhexte Nanny die Brut also fünf Lebenslektionen und wird nach jeder Erziehungsmaßnahme etwas hübscher, bis sie am Ende in voller Blüte erstrahlt, und natürlich auch sonst alles in Butter ist. Leider glaubt Emma Thompson, die Drehbuchautorin, diesmal jedoch, sie sollte Emma Thompson, der Hauptdarstellerin, vielerlei neumodisch witzigen Kram zur Seite stellen, beispielsweise einen unablässig rülpsenden Raben, ausführliche Dialoge über Kacke oder zu Sitzkissen umfunktionierte Kuhfladen. Überhaupt scheint alles moderner sein zu müssen: Das fängt ja schon beim – pardon – dämlichen deutschen Titel an, setzt sich über eine pompöse Musikuntermalung fort und endet schließlich beim Zuwachs an CGI-Effekten. All das bleibt aber überflüssiger Trödel, welcher den Blick auf wirklich hübsche Ideen verstellt.
Immerhin ist erstaunlich, wie gern sich das britische Star-Ensemble von den Kindern zu Statisten degradieren läßt. Neben der tatsächlich zauberhaften Thompson betrifft dies primär die sträflich unterforderte Maggie Smith als tüddelige Omi, während Ralph Fiennes in Uniform sowieso eher optisches Interesse weckt. Erhärtet aber auch nur den Fakt: Wenn EINE ZAUBERHAFTE NANNY gewünscht wird, besser zum Original auf DVD greifen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...