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Einer wie Bruno

… und ein Film wie dieser

Ach, der Bruno hier, das ist ein ganz Lieber. Aber ein ziemlich Doofer ist er auch. Ein Treudoofer, wie man so schön sagt. Geistig hinterher, aber das immer mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Immer freundlich, immer hilfsbereit, der Bruno. Ein Teddybär von geringem Verstand.

Hoppla! Ist das jetzt zynisch, herablassend, politisch unkorrekt, wenn man einen Menschen mit ziemlich akuter Intelligenzschwäche so umschreibt? Zumal, wenn dieser Mensch Witwer und dann auch noch Vater einer 13jährigen Tochter ist. Die heißt Radost. Und wo deren Papa ein kindliches Gemüt ist, ist sie schon eine Erwachsene. Verantwortungsbewußt und alltagstüchtig. Und dann aber eben doch noch ein Mädchen, das in der Pubertät steckt. Mit Träumen, die so gar nichts mit ihrem verzwackten Leben zu tun haben. Das sich zum ersten Mal verliebt und endlich einmal auch nur an sich denken, frei von Verantwortung sein möchte.

Ja, was EINER WIE BRUNO hier auffährt, das ist eine Konstellation, die eigentlich viel hergibt für eine Geschichte zwischen Tragik und Komik. Und wenn folgende Kritiker-Litanei inzwischen auch schon den Kritiker selbst nervt ob häufiger Anwendung, läßt sich’s auch hier nicht vermeiden: Mensch, was hätten aus diesem Stoff die Briten oder Skandinavier gemacht! Aber EINER WIE BRUNO kommt aus Deutschland. Erklärt das schon den Grund für die farblose Biederkeit dieses Films? Gedreht hat den Anja Jacobs, und irgendwie will man der den Schwarzen Peter nicht mal zuschieben. Weil das hier formal aussieht, wie bei zig anderen. Nach ZDF-Kleines Fernsehspiel eben, unter dessen Ägide EINER WIE BRUNO produziert wurde. Weshalb der Film dann auch inhaltlich so nervig ausgewogen im Konsens-Dauermodus daherkommt. Empathie als Plattitüde. Ein Zelluloid-Teddybär, der keinem auf Schlips und Füße treten will, beim politisch korrekten Standardtänzchen.

Dagegen kann selbst Christian Ulmen nicht anspielen. Oder will es nicht. Seinen Bruno gibt er an der Grenze zur Karikatur, zur Peinlichkeit. Und ja: Gerade auch deshalb hat ein Film wie dieser etwas Herablassendes. Seiner Titelfigur, seiner Geschichte gegenüber. Und gegenüber dem Kino sowieso. Für eine Ehrenrettung sorgt lediglich Lola Dockholm als Radost, die allen hier zeigt, wie ein Spiel aussehen kann, in dem Empathie keine Plattitüde ist.

D 2011, 100 min
FSK 6
Verleih: Movienet

Genre: Drama, Erwachsenwerden

Darsteller: Christian Ulmen, Lola Dockhorn, Lucas Reiber

Regie: Anja Jacobs

Kinostart: 12.04.12

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.