D 2017, 119 min
FSK 12
Verleih: X Verleih
Genre: Komödie
Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Friederike Kempter, Rainer Bock, Maria Hofstätter, Bernhard Schütz, Eva Löbau
Regie: Lars Montag
Kinostart: 04.05.17
Wenn sich ein Titel so ausdrücklich an der deutschen Nationalhymne abarbeitet, dann geht es wohl oder übel um ein Überblickswerk zur bundesrepublikanischen Befindlichkeit. Und weil andere Stilmittel immer schon vormodern erscheinen, geht es natürlich auch um den Jargon der Ironie. Was also blüht da im Glanze des deutschen Glückes? Das dann doch, so will es das über sich selbst schmunzelnde Klischee, ein im Suchen und Scheitern klein(lich)es bleibt.
Nach dem gleichnamigen Roman von Helmut Krausser und unter Verschärfung von sexuellen und pathologischen Deutlichkeiten der literarischen Vorlage begegnen sich im Kinodebüt des fernseherprobten Regisseurs Lars Montag: der Polizist Thomas, der nichts gegen Fremde hat, solange sie ihm seine Schuhe lassen. Ex-Lehrer Ecki, der nichts gegen Schülerinnen hat, solange sie ihn nicht des Grabschens beschuldigen. Familienvater Robert, der nichts gegen Ecki hat, bis er – im Fallen – ein paar Wahrheiten über seine Tochter erfährt. Roberts Frau Maschjonka, die nichts gegen Bienen hat, solange sie sich nicht als Honig auf ihrer veganen Bemme niederschlagen. Tochter Swentja, die viel gegen alles hat, außer gegen Lecken für Geld. Der Teenager Mahmud, der in Swentja ein geldwertes Leckerli sieht. Die geschiedene Ärztin Julia, die nichts gegen Sex hat, solange sie Tempo und Stoßrichtung bestimmt. Ein Supermarktleiter, eine Künstlerin, ein wichsender Gläubiger …
Es treffen sich im episodischen Panorama also Überzeichnete und Unterzuckerte, stolpern über- oder ficken miteinander – in stilisierten Sequenzen für die Galerie. Aber wen oder was treffen sie darüber hinaus? Wo zielt das hin, was sich ein bißchen unbescheiden für den Beginn einer „gewissen gesellschaftlichen Debatte“ hält? Nun, die schnöde Bezeichnung „Komödie“ hätte gereicht. Denn nicht umsonst behandelt Montags zum pointierten Standbild tendierender Reigen nicht die Wurst, sondern den sogenannten Wurstabschnitt, nämlich den bemitleidenswerten Rest von etwas, über das man (anderswo) vielleicht einmal hätte reden können.
Stattdessen wird schließlich gesungen – ein Lied vom alles überragenden „Ich“, in musical-artiger Verballhornung des Schlagers „Du“ von Peter Maffay. Und diese Binse ließe sich dann notfalls auch zur Marseillaise intonieren. Sogar mit Schauspielern von weniger Format. Denn das ist hier wirklich verschenkt.
[ Sylvia Görke ]