D 2024, 90 min
FSK 16
Verleih: JIP
Genre: Drama, Erwachsenwerden
Darsteller: Melia Kara, Jamilah Bagdach, Asya Utku,Do?a Gürer
Regie: Asl? Özarslan
Kinostart: 05.09.24
Hazal hat echt die Nase voll: Von ihren Eltern, die sie bevormunden, von der frustrierenden Suche nach einem Ausbildungsplatz und davon, daß man ihr in Deutschland immer wieder zu verstehen gibt, sie würde hier nicht hingehören, nicht so richtig jedenfalls. Als ihr dann auch noch an ihrem 18. Geburtstag der Einlaß in einen angesagten Club verwehrt wird, entlädt sich ihre Frustration auf dem Heimweg tragisch an einem Zufallsopfer.
Doch statt sich anschließend zu stellen und reumütig Buße zu tun wie ihre Freundinnen, ergreift die junge Frau die Flucht nach vorn und landet im Land ihrer Eltern: der Türkei. Aber auch dort ordnen sich Zugehörigkeiten entlang von gesellschaftlichen Bruchlinien, seien sie nun ethnischer Herkunft, politischer Natur oder entsprechend des sozialen Status’. „Ihr Deutsch-Türken seid so naiv“, bekommt Hazal einmal zu hören, als ihre Unkenntnis der innertürkischen Konflikte offenbar wird. Dabei will sie doch vor allem eins: kein Opfer sein, was immer das auch heißen mag.
Ihre Rücksichtslosigkeit und Verschlossenheit machen Hazal nicht unbedingt sympathisch, aber die Intensität ihrer Wut und Frustration ist nachvollziehbar. Das Leben scheint für sie vorbei zu sein, bevor es überhaupt begonnen hat. Überall stößt sie an Grenzen. Die Zukunft erscheint als einziges großes Fragezeichen. Asl? Özarslans Verfilmung des Romans „Ellbogen“ von Fatma Aydemir hat mitunter etwas Fragmentarisches und fühlt sich in manchen Szenen überkonstruiert an. Trotzdem: Solche widersprüchlichen und widerständigen Frauenfiguren gibt es definitiv zu selten im Kino.
[ Dörthe Gromes ]