Originaltitel: PETE’S DRAGON
USA 2016, 104 min
FSK 0
Verleih: Disney
Genre: Kinderfilm, Computeranimation, Abenteuer
Darsteller: Bryce Dallas Howard, Oakes Fegley, Wes Bentley, Karl Urban, Robert Redford
Regie: David Lowery
Kinostart: 25.08.16
Da traut sich jemand was: Nicht viele Kinderfilme beginnen mit einem tragischen (Auto-)Unfall, welcher einen überlebenden 4jährigen (Pete) allein im Wald mit höchster animalischer Bedrohung (Wölfe) zurückläßt. Da atmen Eltern erst mal tief durch, doch Rettung für Pete und den schon halb weinenden Nachwuchs naht in Gestalt eines – siehe Titel – Drachen. Das bepelzte (!) Tier ist gigantisch dimensioniert und sieht aus, als hätten Hund, Löwe, Esel, Fledermaus und ein langer Hals gemeinsam im Genpool geplanscht, was Pete dazu bringt, seinem Schicksal tapfer ins Auge zu blicken: „Are You Gonna Eat Me?“ Natürlich nicht, das Realität gewordene Fabelwesen erweist sich als freundlich und zieht Pete fortan auf.
Sechs Jahre später: Wildhüterin Grace trifft auf den mittlerweile recht verwilderten Jungen, welcher beiläufig Kumpel Elliot erwähnt und zeichnet, was wiederum Erinnerungen an die Drachen-Story weckt, mittels derer Grace’ Vater unablässig Halbwüchsige aus der Umgebung schockt. Grace stellt neugierige Nachforschungen an und setzt damit ein Abenteuer rund um Freundschaft, Ökologie und humane Borniertheit in knirschenden Gang.
Nun unterliegt die menschliche Lebenszeit bekanntlich natürlichen Grenzen, weswegen die Frage Berechtigung hat, wieso man Stunden davon beim Besuch dieses Films verbringen soll? Wozu Robert Redford, Bryce Dallas Howard und Wes Bentley dabei zuschauen, wie sie sich von talentierten Minderjährigen glatt an die Wand spielen lassen? Warum einen permanent dudelnden Klangbrei aus bombastischer Orchesterklebrigkeit und amerikanischem Liedgut ertragen müssen? Weshalb angesichts kaum vorhandenen Timings, rumpelnden Erzählens sowie quälend langer Szenen, deren Existenzberechtigung allein im Präsentieren schicker Animationen liegt (bloß darum tollt Elliot, unser schnuckeliger Drache, gern durch flache Tümpel, holt baumgroße Stöckchen oder fliegt endlos übers Gehölz), nervös auf die Uhr linsen?
Weil, und jetzt kommt das Wichtigste, solche Sachen Kinder gar nicht stören. Für die Kurzen bis Mittleren kommt sicher richtig Spannung auf, sie kleben ohne Zweifel an der Leinwand, akzeptieren die kleinen Protagonisten dankbar als Identifikationsflächen. Und ganz ehrlich: Am Ende sind auch wir Erwachsenen ergriffen, denn wenn man bei Disney eins beherrscht, dann immer noch das Drücken der richtigen Gefühls-Knöpfe ...
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...