Originaltitel: EMA

Chile 2019, 107 min
FSK 16
Verleih: Koch Films

Genre: Drama

Darsteller: Mariana Di Girolamo, Gael García Bernal

Regie: Pablo Larraín

Kinostart: 22.10.20

3 Bewertungen

Ema

Die Feuerlegerin

Es brennt immer wieder in Valparaíso an der chilenischen Küste. Ampeln oder Autos gehen nachts in Flammen auf. In Brand gesteckt von einer zarten Frau, die getrieben ist von einer großen Wut und einem noch größeren Freiheitsdrang.

Die impulsive Tänzerin Ema rebelliert gegen ihre ganze Welt: gegen ihren Ehemann Gastón, dessen zeitgenössische Choreographien ihr zu eng werden. Gegen die gesellschaftlichen Vorstellungen darüber, was eine gute Mutter und eine normale Familie ausmacht. Und vor allem gegen das Jugendamt, das ihr jeglichen Kontakt zu ihrem früheren Adoptivsohn Polo verbietet. Nachdem der 8jährige eine schwere Gewalttat beging, hatte Ema seine Adoption spontan rückgängig gemacht – was sie kurz danach schon wieder bereut. Also zieht Ema los, sucht sich statt des Ehemanns eine Girl-Gang, schläft mit Männern und Frauen und entbrennt leidenschaftlich für den Reggaeton – ein sehr körperbetonter Musik- und Tanzstil mit oft vulgären Texten zu einem eingängigen Rhythmus, der die Jugend Lateinamerikas entflammt. 

Mit EMA hat Pablo Larraín, der in vielen seiner Filme brillante Analysen der chilenischen Vergangenheit vornahm, eine schillernde Figur geschaffen, deren Facetten allerdings kein stimmiges Gesamtbild ergeben. Das gilt auch für den überkonstruierten Film als ganzen. Zwar sind Bild, Montage und Sound virtuos gestaltet, jedoch erwecken die Figuren in ihrer ausgestellten Künstlichkeit keine Empathie. Tanz und Musik sind zum schmückenden Beiwerk degradiert, statt die Handlung voranzutreiben. So bleiben Wut und Leidenschaft letztlich eine Behauptung auf der Leinwand, ohne auf die Zuschauer überzuspringen.

[ Dörthe Gromes ]