Originaltitel: EMMA.

GB 2020, 125 min
FSK 0
Verleih: Universal

Genre: Literaturverfilmung, Liebe, Komödie

Darsteller: Anya Taylor-Joy, Bill Nighy, Mia Goth, Rupert Graves, Josh O’Connor

Regie: Autumn de Wilde

Kinostart: 05.03.20

6 Bewertungen

Emma.

Eine wilde Herbstzeitlose entstaubt Austen

Ein Name wie vom Herbststurm verwirbeltes Laub: Autumn de Wilde. Angetreten, ihr Regiedebüt zu geben, die gefühlt 198. Jane-Austen-Verfilmung sollte es sein – inklusive, wie aufmerksame Betrachter auf dem Poster entdecken, eines Punktes hinterm Titel, EMMA. steht geschrieben. Angesagte Endgültigkeit? Die definitive Adaption?

Vielleicht, und nicht mal zu übersteigert, wenn man die in eigenen Liebesdingen so hoffnungslos verpeilte Kupplerin, deren Bemühungen hier als bekannt vorausgesetzt werden, mit ihren Vorgängerinnen vergleicht. Gwyneth Paltrow etwa, wie gewohnt mit Einheitsblick und Echt-guter-Trip-Lächeln, dafür ohne scharf gebügelte Charakterfalten. Diese Emma darf auf Nimmerwiedersehen gehen, Platz machen für die Aus-dem-Stand-Championesse Anya Taylor-Joy, das herrlich ungewöhnliche Hinguckergesicht auch durch gruselige Löckchen nicht entstellt, die Attitüde ständig wechselnd: naives Mädel hier, kapriziöse Zicke dort, berechnende Gefühlsmathematikerin ebenso wie fehlergefährdete Lebensfremde, deren Hochmut – natürlich – vor dem zerknirschten Fall kommt. Quasi eine Rehabilitation, welche Taylor-Joys nach PLAYMOBIL – DER FILM angekratzte Reputation wiederherstellt.

De Wilde schrubbt derweil mal kräftig durch, bläst dicke Staubschichten von Kostümen, speziell immer absurder zusammengetackerten Hüten, deren Herstellung manchen Vogel das Federkleid kostete. Was paßt, schaut man das zu neuen Höhen getriebene, warmwindige Aufplustern großer Teile des männlichen Personals an. Erstaunlich, wie elegant Bill Nighy selbst jene Lächerlichkeit übersteht, tatsächlich würdevoll hypochondert, die Figur Parodie sein läßt, ohne sie blanker Farce zu opfern. Und daß, obwohl nicht nur er scheußlich gewandet in noch scheußlicher gemusterten Möbeln sitzen muß.

Für Stilsicherheit bei Kostümbildnern und Ausstattern spricht das kaum, doch de Wilde, die berühmte Fotografin, hält geübten Auges wacker dagegen, ihre Darsteller setzten sich beim Aufenthalt in an Prunk schwer zu überbietenden Hallen stets der Gefahr aus, von herabfallenden riesigen Gemälden erschlagen zu werden. Wegen all der leinwand(über)füllenden Schauwerte mag man glatt das Hören vergessen, verpaßt so gar eine unablässig ironische akustische Akzente generierende Tonspur oder nobel aus dem Mundwinkel geschossene Giftpfeile à la Austen: „Our Companions Are Excessively Stupid.“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...