Noch keine Bewertung

Ende des Frühlings

Angestrengtes Liebesquartett

Ein schickes Landhaus in Südfrankreich - Traum zivilisationsmüder Aussteiger mit gehobenen Ansprüchen. Doch Martin ist das geerbte Anwesen nur ein Klotz am Bein. Seit vielen Jahren war der junge Deutsche nicht mehr hier und muß nun, nach dem Tod seiner Mutter, alles verkaufen, mitnehmen oder verschenken. Hilfe tut not, und Christoph, sein bester Freund aus Berlin ist mit einem Möbelwagen zur Stelle.

Doch der beherzte Berliner hat nicht nur Tatkraft im Gepäck, sondern auch Martins Freundin Johanna. Mit deren plötzlicher Anwesenheit scheint Martin überfordert, denn gerade hat er die Bekanntschaft von Annie, der hübschen Nachbarin seiner Mutter, gemacht. Nun hockt man in dem fremden großen Haus eng aufeinander, macht sich schöne Augen und Vorwürfe. Die gereizte Atmosphäre zwischen den vier jungen Leuten steigert sich immer mehr - bis sie sich in wütend-verzweifeltem Streit auflöst.

Ein bißchen erinnert diese Konstellation an das französische Kino der Siebziger - stilvolles Ambiente, amouröse Mißverständnisse, und unter gespielter Normalität lauern finstere Abgründe. Doch an das wunderbar Spröde und die abgeklärte Gelassenheit dieser großen, leisen Dramen reicht Christian Riss’ Debütfilm nicht heran. Dialoge, die unterkühlt klingen wollen, geraten zu kurz angebundener Zickerei, verspannte Akteure mühen sich, den angestrengten Plot zum Knistern zu bringen. Zu selten sind die spannenden Momente, in denen das emotionale Faß überzulaufen droht. Dabei zeugt die puristisch-gewählte Ausstattung der Szenerie zwar durchaus von Geschmack, ist jedoch bis zum Bersten mit Bedeutung gefüllt und muß für alles Mögliche herhalten: französisches savoir vivre, einen ewig angedeuteten Mutter-Sohn-Konflikt, und schließlich sogar für einen Hauch asiatischer Einrichtungsphilosophie.

Originaltitel: LES AFFAIRES PERSONNELLES

D/F 1997, 88 min
Verleih: Victoria

Genre: Drama, Erotik, Liebe

Darsteller: Hans-Werner Meyer, Nicole Max, Marc Richter

Regie: Christian Riss

Kinostart: 23.11.00

[ Sylvia Görke ]