Originaltitel: ENNIO: THE MAESTRO

I/Belgien/NL/J 2021, 163 min
FSK 12
Verleih: Plaion

Genre: Dokumentation, Biographie, Musik

Regie: Giuseppe Tornatore

Kinostart: 22.12.22

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Ennio Morricone – Der Maestro

Hommage an ein musikalisches Genie

Ein älterer Mann legt sich auf den Fußboden, dehnt sich, streckt sich. In Parallelmontage sehen wir denselben Mann am Arbeitstisch. In absoluter Stille notiert er Achtelnoten auf einer Partiturseite. Langsam setzen Streicher ein. Der Mann steht nun in der Mitte des Zimmers, das angefüllt ist mit hunderten Büchern, Partituren, CDs, Schallplatten. Er bewegt seine Arme und dirigiert ein imaginäres Orchester …

Giuseppe Tornatore beginnt seine Dokumentation über den Komponisten Ennio Morricone sehr privat. Und wird es dann nimmermehr. Stattdessen vollführt der Regisseur einen atemlosen Run durch Morricones Berufsleben: schnell geschnittene Filmbilder, historische Aufnahmen, Musik- und Interviewfetzen. Über 80 bekannte und weniger bekannte Gesichter lockt Tornatore vor die Kamera. Immer wieder: grenzenlose Bewunderung für den italienischen Filmkompononisten. Auch von „seriösen“ Kollegen, die in frühen Jahren noch die Nase über ihn gerümpft hatten.

Doch Tornatores hohe Schlagzahl hat auch ihren Preis. So sehr sie Morricones unfaßbare Produktivität spiegelt (er schuf über 500 Filmscores); der Zuschauer droht den Überblick zu verlieren. Eine Zäsur, eine engere Auswahl an Interviewpartnern hätte der Dynamik des Films gutgetan. Und dennoch: Tornatores Film ist eine rauschhafte Liebeserklärung, die dem scheuen Komponisten wertvolle Aussagen entlockt, etwa zu seinem bewundernswerten Arbeitsethos: „Ich fand, daß ich die Würde des Komponisten auch in den einfachsten Projekten bewahren mußte.“ Das ist dem einzigartigsten Komponisten der Filmgeschichte zweifelsohne gelungen.

[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.