Noch keine Bewertung

Erbarmen

Q im Keller

Selbst schuld! Das skandinavische Kino ist selbst schuld daran, daß man als Nordfilm-Freund längst genauer hinsieht. Weil es dieses eigene Level gibt, das die witzigen wie spritzigen, aufwühlenden wie unterkühlten Streifen, all die Thriller, Komödien und Dramen von dort in den letzten Jahren initiiert haben. Da fällt es eben auf, wenn ein Werk alles andere ist als jene „neue Sensation nach dem Weltbestseller“, wie es von den Plakaten schreit. Erbarmen mit ERBARMEN? Kommt sehr drauf an!

Von Jussi Adler-Olsen stammt die Vorlage. Es ist das erste von fünf Büchern über einen Ermittler, dessen Namen man sich neben all den Wallanders, Becks und Lunds zu „mørcken“ hatte: Carl Mørck, Vizekriminalkommissar in Kopenhagen, versetzt in die Kellerabteilung Q für staubige Aktenfälle. Der Mann, der nie lächelt. Er hat es verlernt, denn eine schiefgelaufene Aktion brachte einem Kollegen den Tod, seinem Freund eine Lähmung und ihm selbst einen Treffer mit vor allem psychischen Folgen. Privat sieht es nicht viel besser aus – geschieden ist er, als Vater ein Fremdenlegionär.

Mørck bekommt einen Assistenten zur Seite gestellt, der ihn – wir ahnen es – wiederbelebt. Assad ist noch nicht so ernüchtert vom Job, trotz eigener Hiebe, die er einzustecken hatte. Zu zweit aber werden sie ihre Unentbehrlichkeiten erst entdecken müssen. Es geschieht über einen offiziell beendeten, aber nie gelösten Fall. Vor Jahren soll eine aufstrebende junge Politikerin von einer Fähre in den Freitod gesprungen sein und dabei ihren behinderten Bruder zurückgelassen haben. Mørck und Assad glauben schnell, daß sie einige Hasen im Pfeffer finden können, wenn man sie nur läßt. Und als man sie nicht mehr läßt, suchen sie trotzdem weiter.

So weit, so gängig. Chemisch läuft es zwischen den dänischen Erstriegen-Darstellern Nikolaj Lie Kaas und Fares Fares nicht schlecht. Sie trotzen sich gegenseitig ein paar schwarzhumorige Einwürfe ab, die aber viel zu selten sind, als daß sie einen eigenen und vor allem typischen Charme für genau dieses Duo entwickeln können. Was ERBARMEN aber – und im wahrsten Sinne des Krimi-Plots – den Druck nimmt, sind ein paar logische Hänger zu viel.

Übrigens: Auch im Kino werden die markanten Einwort-Fälle von Jussi Adler-Olsen zur Reihe. SCHÄNDUNG ist abgedreht, ERLÖSUNG folgt. Steigerung möglich. Und nötig, vor allem wegen des Levels!

Originaltitel: KVINDEN I BURET

DK 2013, 97 min
FSK 16
Verleih: NFP

Genre: Thriller, Drama

Darsteller: Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Sonja Richter, Mikkel Boe Følsgaard

Regie: Mikkel Nørgaard

Kinostart: 23.01.14

[ Andreas Körner ]