D 1999, 108 min
Verleih: Constantin
Genre: Komödie
Darsteller: Uwe Ochsenknecht, Gustav-Peter Wöhler, Heiner Lauterbach, Anica Dobra
Regie: Doris Dörrie
Kinostart: 20.01.00
Laterne, Laterne... es leuchten die Sterne... So viel Harmonie beim Laternenumzug von Uwe mit Frau und Kindern stinkt nach Stress. Und genau der bestimmt das Leben, die Liebe, die Arbeit und die Kindererziehung von Uwe und Petra. Der Großteil der miesen Energie geht von Uwe aus, der ob seines Frustes als Einbauküchenverkäufer keine Gelegenheit ausläßt, seiner Frau Dummheit, Ungeschicklichkeit und allgemeine Unfähigkeit nachzuweisen. Die Beste macht, was man machen muß, wenn man solch ignorant nörgelnden Göttergatten zu ertragen hat. Sie krallt sich die Kinder und verläßt ihn. Nur Gustav hält zu seinem Bruder und drückt ihn an die breite Brust. Allerdings nicht sehr lange, denn Gustav will nach Japan. Ins Kloster. Ja, das kommt Uwe irgendwie gelegen und schon sitzen die beiden im Flieger nach Tokio. Dort geht es richtig los. Völlig orientierungslos irren sie durch den Großstadtdschungel, finden nicht zum Hotel zurück, werden in der teuersten Bar ihres Lebens für drei Whiskies um 600 Dollar leichter gemacht und verbringen die Nacht im Pappkarton. Das alles filmt Uwe mit seinem Camcorder, um Petra seinen unerträglichen Schmerz über die Trennung visuell klarzumachen. Noch einige Tage schlagen sich die Brüder durch Tokio und kommen durch die Hilfe einer ansässigen Deutschen doch noch ins Kloster. Doch was bisher als hart empfunden wurde, war im Vergleich zu dem, was sie hier erwartet eine wohltuende Streicheleinheit. Besonders dem leicht angedickten Gustav fällt der strapaziöse und enthaltsame Weg zur Erleuchtung zunehmend schwer...
Herzlichen Glückwunsch, Doris Dörrie! Endlich hat sie die Kraft wiedergefunden, Geschichten ohne inszenatorischen Ballast zu erzählen. Litt ihr letzter Film BIN ICH SCHÖN? an Pathos und Schwermut, ist ihr neuestes Werk ein Glücksfall für das deutsche Kino. Mit minimalistischem Equipment konzentriert sie sich auf die Einfachheit und Glaubwürdigkeit ihrer Geschichte, schöpft aus Beobachtungen der sie umgebenden Menschen und definiert das Genre der deutschen Komödie neu. In jeder nur denkbaren Mißlage ihrer kläglichen Helden legt sie ihnen den Mut zur Komik in die Herzen.
Zum Brüllen witzig, wenn Uwe im Alkoholrausch den Bonsai-Zen-Garten seines Bruders als Ascher verkennt, die Geschwister in der nächtlichen Metropolenhektik bei gegenseitigen Schuldzuweisungen in Wallung geraten...
Doris Dörrie hat aber auch mit der Besetzung ein gutes Händchen bewiesen: Uwe Ochsenknecht, der Meister der schauspielerischen Improvisation, und als Gegenpart Gustav-Peter Wöhler. Das beeindruckende Spiel der Filmbrüder kommt so spontan und uneitel, daß jeder Dogma-Film fast wuchtig wirkt.
Doris Dörrie hat allen ein Geschenk gemacht: sich, den Akteuren und dem Publikum.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.