D 2019, 122 min
FSK 12
Verleih: X Verleih
Genre: Liebe, Drama
Darsteller: Anne Ratte-Polle, Ogulcan Arman Uslu, Jörg Schüttauf, Sebastian Urzendowsky
Regie: Ilker Çatak
Kinostart: 01.08.19
Baran und Marion lernen sich in Marmaris kennen – er ist Mitarbeiter einer Strandbar, sie Pilotin in den 5-Sterne-Ferien. Während sie nach der Diagnose Brustkrebs mit ihrem Liebhaber Raphael versucht, Entspannungsurlaub zu betreiben, möchte Baran bei Marion landen, mit der Hoffnung auf einen sicheren Aufenthaltsstatus.
Der Filmtitel kommt erfrischend sperrig daher und läßt auf Unbequemes hoffen. Daß es bei Baran und Marion zur Eheschließung kommt, nimmt die erste Szene vorweg, so geht es nun darum mitzuerleben, wie sie zufällig aufeinandertreffen und ein Liebespaar werden, obwohl sie aus sehr gegensätzlichen Lebenswelten kommen. Pointierte Dialoge, kein Wort zu viel, zwischen den Protagonisten sitzt jeder Blick, und in den Bildern wartet eine schöne Klarheit. Befreiend wirkt die Auslassung, woher Baran kommt und was seine Fluchtgründe waren, denn das ermöglicht einen urteilsfreien Blick auf den Menschen und das selbständige Hinsehen auf seine Charakterentwicklung. Auch Marion gibt ihre Beweggründe, sich auf das Risiko einer Scheinehe einzulassen, nicht preis. Diese angelegte Unschärfe tut dem Film gut.
Was der Film will, ist eine ungewöhnliche Personenkonstellation, in der Stereotypen kollidieren und Klischees gebrochen werden, indem die Charaktere über sich hinauswachsen. Ilker Çatak beschreibt selbst, daß er bei der Drehbucharbeit mit Nils Mohl immer wieder in die Klischeefalle getappt sei. Sie konnte nicht komplett gebannt werden. Zwar scheint es logisch, mit dem Typus Frau mittleren Alters zu beginnen, eine kontrollierte Deutsche, die in eine Lebenskrise kommt und von dem aufgeweckten jungen Kurden aus ihrer Starre gelockt werden will, um die Vorahnung, wie sich dieses Zusammentreffen entwickeln könnte, dann in Form einer ungeplanten Liebesgeschichte brechen zu können, die uns bewegen soll. Aber ist es wirklich notwendig, diese klischierten Muster zu reproduzieren, um eine spannende Geschichte über die Schwierigkeiten einer Annäherung zu erzählen, die einer Art Pragmatismus entwachsen ist und zwischen den Anforderungen zweier komplexer Lebensrealitäten entsteht?
Auch wenn Fragen nach moralischem Handeln und verheerenden Abhängigkeiten gestellt werden, bleibt die Unsicherheit, ob der Bruch der Muster wirklich stattgefunden hat, und wo sich die politische Brisanz zeigt, wenn wir bei einem Liebesdrama verweilen, das sicherlich bewußt haarscharf am Kitsch vorbeirutscht.
[ Katharina Wittmann ]