CH 2017, 84 min
FSK 0
Verleih: Artvid
Genre: Dokumentation
Regie: Manuel Schweizer
Kinostart: 22.03.18
Kürzlich, gesundheitlich angeschlagen, einen Check gehabt. Die Ärztin ultraschallt hier und knetet dort, final eine kaum Vorfreude weckende Information aus kenntnisreichem Mund: „Ja, mit 40 fängt’s an ...“ Von nun an gibt’s also nur eine Richtung, nämlich bergab?!
Daß es zumindest teilweise an jedem selbst liegt, beweisen nachdrücklich die Protagonisten vorliegender Doku. Das wären: Peter (70), der seine Gleitfluglehrer regelmäßig zur Verzweiflung treibt, zum Beispiel, weil der beratungsresistente Sturkopf völlig unpassendes Schuhwerk trägt. Nebenbei springt Peter von Klippen oder allgemein aus stattlichen Höhen, zur Effektsteigerung gern brennend. Hingegen läuft Charles Sprint – oder das, was mit 97 noch geht –, arbeitet auf „Beachbody“ und den Weltrekord in seiner Altersklasse, welche er faktisch allein besetzt, hin.
Verenas Herz schlägt für den Orientierungslauf, die 86jährige vergißt nach sich durchs Gebüsch geschlagenen Stunden nie den Dank ans Organisationsteam. Dem Triathlon frönt Sigi, fast 80, wobei seine aktive Partnerin Motivation und Hilfe ist. Schließlich haben wir Fredi, das Küken, gerade mal 59, ein Show-Akrobat, dessen Leidenschaft darin besteht, bei Street Workouts jungen Männern zu zeigen, wo der Hammer hängt. Als heimlicher Star des Ganzen spielt Maria (sehr mondän und unglaubliche 102!) unverändert immer samstags an der Züricher Ballettschule Klavier – und hat nebenher die zukünftigen Primadonnen beim Üben fest im Blick.
Erzählt da der nahezu salbadernde Off-Kommentar einleitend vom „Weg des permanenten Zerfalls“, mag das kontrastieren wollen, er bleibt dennoch verzichtbar, gleichsam die häufig aus spannungslosem Geklimper bestehende Hintergrundbeschallung. Überhaupt brauchen diese sechs wundervollen Charaktere keinerlei Mätzchen, wir folgen ihren sympathisch bescheiden benannten Triumphen ebenso wie unausweichlichen Niederlagen, überdenken mehr oder weniger deutlich thematisierte gesellschaftskritische Nuancen, schauen großen Auges staunend zu, voller Respekt. Und sind ergriffen, wenn am Ende eine Einblendung von Verstorbenen kündet.
Daher dient ES IST NIE ZU SPÄT gewissermaßen auch als Vermächtnis. Schade allerdings, daß der Fokus stets vollkommen unverrückbar auf zwangsläufig repetitiven sportlichen Leistungen liegt – was hätten zusammengenommen knapp fünf Jahrhunderte gelebten Lebens wohl darüber hinaus zu berichten gewußt?
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...