"Ich habe gewußt, daß Dich die Begegnung mit dem Killer für immer verändern würde. Ich habe gewußt, daß Du töten würdest." sagt der Kommissar zu seinem Hauptverdächtigen, dem Busfahrer Makoto. Vor zwei Jahren hat der Kommissar Makoto, die kleine Kozue und ihren großen Bruder Naoki als einzige Überlebende einer Busentführung freigeschossen; jetzt glaubt er, in dem wortkargen Mann den mysteriösen Serienkiller gefunden zu haben, der die Kleinstadt im Südwesten Japans terrorisiert. Als sich der Verdacht zerschlägt, kauft Makoto sich einen alten Bus, lädt seine beiden verwaisten Mit-Überlebenden Kozue und Naoki sowie deren zu Besuch weilenden Onkel auf und fährt einfach los in Richtung Ozean. Noch mal ganz von vorn beginnen ...
EUREKA ist eine wunderschön fotografierte Seelenreise, eine vielleicht zu gemächliche Ballade in s/w-Sepia. Der Film nimmt sich alle Zeit der Welt (dreieinhalb Stunden) um seine traumatisierten, wortkargen Helden wieder zu ihrer Sprache und zueinander finden zu lassen. Die Suche ist mühsam: Klein wie Ameisen krabbeln Makoto und die anderen durch die grandiosen Landschaftstotalen, wenn sie den Bus einmal verlassen. Wenn es dabei zwei Minuten dauert, vom Bus bis zu einem Haus zu laufen, dann dauert das eben auch zwei Minuten im Film. EUREKA ist so bewußt gegen den Strich gebürstet, daß es manchmal etwas angestrengt wirkt. Die Vorbilder sind unübersehbar: Kurosawas moralische Versuchsanordnung, Wenders elegisches Roadmovie. Und doch schwimmt der Film nicht nur im Fahrwasser anderer, sondern entwickelt seinen ganz eigenen Sog.
Gegen Ende kommt etwas Farbe in die Sepia-Szenerie, ein blutroter Streifen Nachthimmel hier, ein grüner Berghang dort. Nur zwei von vier werden schließlich den Ozean erreichen. Die anderen beiden sind auf der Pilgerfahrt der verlorenen Seelen auf der Strecke geblieben. Einer von ihnen ist der gesuchte Serienmörder. Der Kommissar hat Recht behalten.
Originaltitel: EUREKA
J 2000, 217 min
Verleih: Pegasos
Genre: Roadmovie, Poesie, Drama
Darsteller: Koji Yakusho, Aoi Miyazaki
Regie: Aoyama Shinji
Kinostart: 27.06.02
[ Christian Seichter ]