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Everything Will Change

Die letzte Giraffe der Welt

Jede Nuance von Grün ist einem phosphorisierenden Rot gewichen. Es gibt keine Landschaft mehr, auch keine Tiere. Selbst das Wissen um deren Existenz ist ausgelöscht, nur durch einen Zufall entdecken Ben, Fini und Cherry 2054 in einem Buch, daß es anscheinend mal etwas gab, das man Giraffe nannte. Oder ist das ein Deep Fake? Keiner weiß das genau, die Menschen glauben schon lange nicht mehr an Bilder.

Marten Persiel aber ist ein ambitionierter Bildschaffender, der mit beeindruckendem Archivmaterial unsere Gegenwart retrospektiv als die letzten Jahre des Paradieses erzählt. Er beschwört die Schönheit der Natur, ihre Vielfalt und Intelligenz. 30 Jahre später will keiner mehr davon wissen. Persiels drei Helden wollen herausfinden, was mit den Arten passiert ist, die einst die Erde bevölkerten. Dabei entdecken sie in einem Wüstenbunker ein geheimes Labor, in dem alles Wissen der Welt bewahrt wird, eine Arche. Können sie mit diesem Schlüssel zu allem Sein die Zeit zurückdrehen?

Persiels Ansatz, einen aktionistischen Film zum Klimaschutz zu drehen, der zwischen Märchen, Science Fiction und dokumentarischem Anspruch changiert und dabei auf Hoffnung und Poesie setzt, funktioniert am besten, wenn er Experten zu Wort kommen läßt und auf der Archivebene bleibt. Wahrscheinlich liegt das daran, daß die Bewohner der Zukunft schwer zu zeichnen sind, ohne in Klischees zu verfallen. Ist er/sie/es dann wirklich diese gechipte, hippe Person mit Retroambitionen, die in einer Art durchgestyltem Set inmitten einer Betonwüste lebt? Wie kann man den Lifestyle der Zukunft erfassen – Mode, Sehnsüchte, den Sound, Ästhetik und Sprache? Vielleicht ist Persiel aber ganz nah dran, Dude! Laß sehen in 30 Jahren.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...