Originaltitel: EXIT WOUNDS
USA 2001, 105 min
Verleih: Warner
Genre: Action
Darsteller: Steven Seagal, DMX, Isaiah Washington
Regie: Andrzej Bartkowiak
Kinostart: 03.05.01
Im Internet kursieren Theorien, EXIT WOUNDS käme aus einem parallelen Universum, in welchem Videotheken noch nicht erfunden sind, Gladiatorenfilme OSCARS bekommen und Grobmotorik-Mime Steven Seagal der bestbezahlte Hollywoodstar ist. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß sich das ROMEO MUST DIE-Team die flaue Zeit bis zu den sommerlichen Blockbustern zunutze macht und mit dieser zusammengeschusterten Actiongurke die Kassen klingeln läßt.
Seagal - Träger des blaugrauen Gürtels einer Kampfsportart, welche außer ihm niemand kennt - verkörpert Orin Boyd. Vom Ermittler zum Streifenpolizisten degradiert, entlarvt dieser in seinem neuen Kollegenkreis eine korrupte Verschwörung, um sie auch gleich wieder brutal einzustampfen. Die flotte, für den weiteren Handlungsverlauf völlig irrelevante Eingangssequenz verspricht zumindest Schrott und knalligen Radau. Ein leeres Verprechen, denn danach entfaltet sich eine Stunde lang buchstäblich ein filmisches Nichts: wir beobachten zwei profillose Gangster minutenlang beim Autokauf, amüsieren uns mäßig über den Gag "Steven Seagal in der Choleriker-Selbsthilfe-Gruppe" und werden Zeuge, wie Cops zur Gehaltsaufbesserung Heroingeschäfte abwickeln. Dabei bleibt das Drehbuch jedoch unbefleckt von Ballast wie Motivationen, einem dramaturgischen Bogen und überraschenden Wendungen. Mehr noch, die Ärgernisse häufen sich: Boyds neue Vorgesetzte, eine wichtige und sympathieträchtige Figur des Pseudokrimis, verschwindet von einer Sekunde auf die nächste aus dem Geschehen, und der Anführer der bösen Bullen gibt ohne sichtlichen Grund eine Zeile aus DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN zum Besten.
Doch wer bis zur zweiten Hälfte des Filmes ausharrt, erlebt zumindest recht intensive und nett choreografierte Actionsequenzen. Sie allein rechtfertigen die Existenz von EXIT WOUNDS jenseits der Videothekenregale und reizen die Belastbarkeit des Soundsystems gut aus. Doch mit seiner spannungsarmen Inszenierung empfiehlt sich Regisseur Bartkowiak maximal für das nächste Projekt von Dolph Lundgren oder Chuck Norris. Der Freund solider Adrenalinfilme wird wieder eines besseren belehrt: ein überdurchschnittlicher Steven Seagal-Streifen ist noch lange kein gelungener Kinofilm.
[ Roman Klink ]