D 2015, 115 min
FSK 12
Verleih: Constantin
Genre: Komödie
Darsteller: Elyas M'Barek, Jella Haase, Karoline Herfurth, Katja Riemann, Uschi Glas
Stab:
Regie: Bora Dagtekin
Drehbuch: Bora Dagtekin
Kinostart: 10.09.15
Rational läßt sich der phänomenale Erfolg von FACK JU GÖHTE kaum erklären. Klar gibt’s nicht wenige lustige Komödien mit treffender Besetzung, hohem Tempo und Party-Soundtrack, sogar welche aus Deutschland, aber die wenigsten davon werden von über sieben Millionen Kinogängern besucht. Ergo muß die herrlich prollige Angelegenheit einen Nerv getroffen haben. Und wundert’s wirklich, wo doch heutzutage die politische Korrektheit aus jeder Ecke schielt, sich das Bildungsbürgertum eine vermeintliche Intelligenz-Elite ranzüchten mag, man beim Spaziergang an der Hundewiese weniger schräge Namen durch die Lüfte sausen hört als auf einem durchschnittlichen Schulhof?! Spielplätze von komplett antiautoritär (v)erzogener Satansbrut bevölkert sind, die keine Grenzen kennt und alles darf, außer im Sandkasten buddeln, wegen Schaufel-und-Eimer-Phobie/Sandallergie/innerfamiliär überlieferter Traumata?! Die in „Selbstverständlich ist mein Kind hochbegabt“-Blubberblasen piekende Nadel kam da gerade zur rechten Zeit, und das neuerliche Wunder geschah: Teil 2 verliert vielleicht etwas an (repetitivem) Biß, punktet aber trotzdem auf voller Linie.
Diesmal hat Zekis ehemaliger Knacki-Kumpan den Löffel geworfen und glitzernde Beute hinterlassen, was unseren Lehrer wider Willen zum reichen und bald kündigenden Mann machen würde, hätte die angebetete Lisi nicht unwillentlich das Diebesgut gespendet. Nach Thailand geht der Transport, Zeki im Rahmen einer Klassenfahrt hinterher. Leider ohne Lisi, dafür inklusive der schlimmsten 10b-Chaoten. Ein regelrechtes Himmelfahrtskommando, schändlich ungepflegte Affen, watergeboardete Handies oder Tischtennisbälle an unvermutetem körperlichen Ort sind bloß der Anfang für eine richtig große Sause. Und daß Lisis ökofreakiger, sämtliche bekannten Lästigkeiten vereinender Ex außerdem live seine piefigen Phrasen verbreitet, macht die Sache kaum leichter.
Ohne überflüssige Vorrede plauzt es gleich los, die bewährten Gesichter plus vielerlei Gaststars und gern gesehenen Sternchen (wie Enissa Amani als aggressionsfördernd stoische Flugbegleiterin) liefern Dialog-Stakkatos, unkorrekte Sprüche und selten so gesichtete Spielfreude. Dann Schauplatzwechsel Richtung Thailand, plötzlich kommen tatsächlich manchmal so was wie Abenteuerfeeling und dezente Action auf, weiterhin war es eine gute Idee, dem talentierten Jungvolk mehr Raum zu gewähren. Obwohl natürlich Katja Riemanns garstige Gudrun unverändert ein Kabinettstück der komödiantischen Launigkeit stellt, und Uschi Glas, seit ihrem Fenstersprung in Teil 1 zumindest kurzzeitig psychisch halbwegs stabilisiert, genial überagierend den horribel angehauchten Wahnsinn mütterlich an ihren erwartungsfroh bebenden Busen drücken darf.
Der vorfinale, durch verdächtig an FORREST GUMP gemahnende Musik untermalte Schwenk von krasser Unmoral gen emotionsgeladener Läuterung zählt zur Wesensart (nicht ausschließlich) teutonischen Filmwerks, kann daher verziehen sein und wird eh schon allein durch den wenig subtilen und umso treffenderen Angelina-Jolie-Gag ausgeglichen. Und Superbrain Chantals Reisefazit tritt dann ebenfalls wieder mitten ins Gemächt: „Wir haben viele Menschen mit Schlitzaugen gesehen, aber das darf man nicht sagen, weil wir mal Nazis waren.“
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...