D 2017, 120 min
FSK 12
Verleih: Constantin

Genre: Komödie

Darsteller: Elyas M'Barek, Jella Haase, Katja Riemann, Sandra Hüller, Uschi Glas

Stab:
Regie: Bora Dagtekin
Drehbuch: Bora Dagtekin

Kinostart: 26.10.17

6 Bewertungen

Fack ju Göhte 3

Sag’ zum Abschied leise „Ey, Herr Müllah!“

Aufhören, wenn’s noch schön ist – eine Tugend, die gerade Medienleute nur zu oft komplett vergessen. Da schleppen sich ausgewählte, gefühlt 100jährige Exemplare durch einen Film bzw. altersschwach schwankend auf die 15. Abschiedstournee, oder quetscht ein Regisseur seine einst geniale Idee aus, bis ein staubtrockenes Häufchen Leinwandelend übrig bleibt. Gilt nicht für FACK JU GÖHTE-Erfinder Bora Dagtekin: Dieser „Final Fack“ entläßt die Chaostruppe um Chantal & Co., unwiderruflich. Man sieht’s mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

Gewohnheitsmäßig ohne Vorrede wird zunächst Lisi Schnabelstedt aus dem Goethe-Gesamtschule-Universum entfernt, was – ungeachtet hoher Sympathie für Karoline Herfurth – echt erleichtert, schon im Vorgänger wurde die strebsame Dame nach frühem Ausscheiden wohl von keinem Zuschauer schmerzlich vermißt. Das erledigt, geht’s weiter zum BIZ, wo Corinna Harfouch wieder mal ihre darstellerische Kompetenz beweist, zudem unwillentlich eine Revolte anzettelt, deren langer Arm auch dem gestrengen Schulprüfer kräftig eine donnert und zu drohender Schließung führt. Jetzt muß bewiesene Abiturfähigkeit her ...

Dem Thailand-Trip folgt also eine Reise zurück zu den Wurzeln, ins Klassenzimmer. Ein geschlossener Kreis zu Teil 1 – bedeutet: Handlungsmäßig gibt’s eher kleinere Bruchstücke, kunterbunte Sequenzen, einander manchmal mühsam verbunden, statt stringenter Erzählung, die schrille Revue streift Flüchtlingsthematik, Trump-Bashing, ausgelassene Kunstsatire und den nackten Arsch von Elyas M’Barek, welchen die Kamera sowie der Mensch dahinter offensichtlich verehren und die knackige Sitzgelegenheit daher zärtlich liebkosend ins Schummerlicht rücken. Gleichfalls erfreulich: bewährte Konstanten, beispielsweise Uschi Glas’ selbstironischer Szenenklau und Katja Riemanns zum Anbeten mißmutige Direktorin Gudrun, deren verkniffener Mund die besten Oneliner zischelt: „Herr Müller, jetzt atmen Sie mal nicht den ganzen Sauerstoff hier weg, ja?!“ Gudruns perfektionierte Gabe, jegliches Aufbäumen der dauerhaft in Schrecken versetzten Umwelt abzuwürgen, dient unter anderem dazu, vergleichsweise ernsthaft behandeltes Mobbing vor gar zu dramatischem Abgleiten zu bewahren: „Reicht auch, vielen Dank!“

Weil das Ende naht, scheinen alle Beteiligten mindestens zwei Schippen draufzulegen, weswegen das Endprodukt weniger einheitlich als seine älteren Brüder wirkt, ständig irgendwo zwischen überbrachial (ausgestellte Toilette), herrlich dämlich (virtueller Dreier mit Oma) und wirklich saukomisch (Britney-und-Madonna-Tanz) pendelt. Das bringt Starkes hervor, etwa Chantals Mutterkonflikt oder Sandra Hüllers neu zu bewundernde Lehrkraft. Es kratzt aber erstmals ebenso an der Geschmacklosigkeit, wiederholt sich; zwei Stunden hätten’s nicht zwingend sein müssen. Und – siehe oben – hört darum jetzt, wenn es noch schön ist, zum korrekten Zeitpunkt auf.

Ein unikales Stück deutsches Kino findet den Abschluß, ein wilder Ritt gegen jede teutonische Verknöcherung, der nie billig zynisch (vermeintliche) Loser, Zicken und geistig Bewölkte vorführte, sie vielmehr aus tiefstem Herzen mochte und zu gern gesehenen Helden formte. Macht’s gut, Ihr werdet uns fehlen ...

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...