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Falling Into Paradise

Skurriles und turbulentes Balkankino

Im Frühjahr des Jahres 1999 träumt Dusha auf einer Belgrader Dachterrasse davon, daß einer der AWACS-Piloten landet und sie mit nach Amerika nimmt. Zunächst aber fallen nur Bomben vom Himmel. Indessen ersteht ihr Bruder Lubi, der König des Belgrader Schwarzmarktes, mit "Miss UdSSR" eine Rakete, mit der er eines Nachts einen der "Kriegsverbrecher" herunter holt. Dieser, ein echter Amerikaner, landet in den Armen Dushas, die sich schon am Ziel ihrer Sehnsucht wähnt. Die Aussichten auf ein Happy End aber stehen schlecht, denn Lubi hat mit ihrem Helden anderes im Sinn, und auch Dushas Bobby ist nicht so leicht von ihrer Liebe zu überzeugen und wird zudem von der Tatsache abgelenkt, daß noch eine Menge anderer Leute hinter ihm her sind É

FALLING INTO PARADISE ist die grotesk-komödiantische Innenansicht einer Gesellschaft im Krieg. Der serbische Regisseur Milos Radovic versammelt in seiner turbulenten Reflexion viele skurrile Charaktere. Mit dem Wörtchen "skurril" bezeichnet man gern, was als höchst sonderbar gilt. Und im Sonderbaren liegt eine Menge Unverständliches. Unverständlich und absurd ist die Liebesgeschichte zwischen der naiven Dusha und ihrem schmissigen, aber ebenso einfältigen amerikanischen Navigator, die Radovic ins Zentrum rückt. Während Lubi, der durchgeknallte Bruder, immerhin eine Entwicklung durchmacht, innerhalb derer er Vorbehalte relativiert und es selbst dem Bobby gegeben ist, allmählich einen Perspektivwechsel zu vollziehen, bleibt die weibliche Hauptfigur das was sie ist: eine verliebte Balkanschönheit. Damit singt Radovic freilich nicht nur ein Hohelied auf die Naivität, denn Dusha steht gegen alle Widerstände ein für die Liebe - soviel ist zu begreifen.

Radovics Film läuft ob der turbulenten Inszenierung mit Ballereien und wilden Verfolgungsjagden zu Blasmusik allerdings Gefahr, daß die Figuren dem Zuschauer davonlaufen und mit ihnen die intendierten Reflexionen über die Glorifizierung des American Way of Life, äußere Bedrohung und Durchsetzung privater Vorteile abhanden kommen. Übrig blieben dann eine schwarze Komödie und ein Wiedersehen mit bekannten Stars des serbischen Kinos wie Lazar Ristovski als Lubi (UNDERGROUND) und Branka Kadic als Duha (SCHWARZE KATZE, WEISSER KATER).

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.