Originaltitel: FANTASTIC FOUR
USA 2015, 98 min
FSK 12
Verleih: Constantin
Genre: Action, Comicverfilmung, Science Fiction
Darsteller: Kate Mara, Miles Teller, Jamie Bell, Michael B. Jordan, Toby Kebbell
Regie: Josh Trank
Kinostart: 13.08.15
Manchmal ist die Länge tatsächlich ein Problem. Im vorliegenden Fall kommt das – dem Vernehmen nach von gehörigen Produktionskabbeleien begleitete – Endprodukt auf gerade 98 Minuten, und darunter leidet jener Versuch, das Franchise neu zu beleben. Warum, klären wir später. Jetzt erst mal zur grundsätzlich sicher bekannten und daher kurz gehaltenen Handlung.
Reed Richards, ein verlachtes Wunderkind, baut in zartem Alter einen Teleporter und freundet sich nebenbei mit dem Auch-Außenseiter Ben Grimm an. Jahre später bekommt das Duo Gelegenheit, sein Projekt zu vollenden, hilfreich zur Seite steht Dr. Storm, man lernt dessen Kinder Sue und Johnny kennen, außerdem das misanthropische Genie Victor von Doom, allein namenstechnisch schon verdächtig. Gemeinsam wird ein Affe durch die Dimensionen geschickt, ohne Schaden wohlgemerkt, doch der folgende Selbstversuch schlägt fehl und zeigt Folgen: Reeds Körper streckt sich fortan in geradezu schrecklichem Maß, Sue kann sich und ihre Umgebung unsichtbar machen sowie Kraftfelder beschwören, Johnny mutiert zur menschlichen Fackel, wohingegen Ben als eher pauschal „Das Ding“ benannter Steinklotz endet. Am bittersten allerdings Victors Verwandlung in den Superschurken Doctor Doom ...
Erinnern wir uns nun schaudernd an die Verfilmung des Stoffes anno 2005. Wir memorieren dümmlichen Humor, Sitcom-Spezialeffekte, albernes Gehampel und den auf ewig im Hirn eingebrannten Dichtungsring-Dialog. Solchen Schwachsinn hat Regisseur Josh Trank gottlob nicht nötig, er begreift im Gegensatz zum damaligen Filmdirigenten Tim Story die Comicvorlage nicht als bunten, anspruchsbefreiten Kinderkram, sondern sieht gottlob deren düstere Grundstimmung, welche es auf die Leinwandebene zu transportieren gilt. Folglich versucht Trank mit zwar manchmal etwas zu gut gemeintem Eifer, aber ungeachtet dessen einigem Erfolg, dreidimensionale Charaktere zu formen. Sogar der unvermeidliche Helden-Aufbau gestaltet sich ungewohnt und bislang ungesehen, rumpeln die Vier doch nicht unablässig „Wir sind die Fantastic Four!“ krakeelend über Stock und Stein, sondern werden weggesperrt und isoliert, hinzu gesellt sich militärische Ausbeutung. Gerade „Das Ding“ und die Fackel, unzerstörbare Kampfmaschinen, werden zu Kriegszwecken mißbraucht – völlig egal, wie sehr sie daran verzweifeln. Vergleichend könnte man behaupten, die Trank-Fantastic-Four verhalten sich zu den Story-Fantastic-Four ungefähr wie der Nolan-Batman zum Schumacher-Batman. Vorerst zumindest.
Denn irgendwas geschah. Ob es der gerüchteweise erfolgte Regisseurs-Wechsel inklusive Nachdrehs war, kolportierte Differenzen zwischen den Produzenten und Trank reinspielte, oder sich vielleicht Trank vom inszenatorischen Ausmaß überfordert sah, sei bloß vermutet. Die Fakten sagen jedenfalls: Plötzlich folgt ein CGI-dröhnender Showdown ohne rechtes Interesse, komplett umgekehrt im Ton und zwar actionhaltig genug, um großen Jungs Freude zu bereiten, aber trotzdem recht widerwillig abgehakt wirkend. Wofür gleichsam die eingangs erwähnte Länge spricht: Schnell scheint er zum Ende kommen zu wollen, eher eine Notwendigkeit als echtes Vergnügen. Zu wünschen bleibt, daß dieser inkonsequente letzte Akt tatsächlich lediglich zur Einleitung des angekündigten Reboots dient, denn die grundsätzliche Richtung bis dato stimmt, hiesige Version macht das Vorgänger-Desaster locker vergessen. Und weil natürlich in erster Linie eben auch das Klingeln der Kassen über zukünftige Chancen entscheidet: Das Publikum weiß, was zu tun ist.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...