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Fascinating India

Eine exotische Bilderschau

Auch wer noch nie in Indien war (die Rezensentin war es nicht), dürfte zu diesem sagenumwobenen Land viele Bilder im Kopf haben. Indien scheint der größtmögliche Kontrast zur deutschen Alltagsrealität zu sein, der sich auf dieser Erde finden läßt. Entsprechend groß sind die Faszination und die Projektionen, die dieses Land hervorruft. Viele dieser Kopfbilder finden sich bestätigt im Dokumentarfilm FASCINATING INDIA. Das Team um Regisseur und Produzent Simon Busch reiste mehrere Monate durch Nordindien. In einem durch die 3D-Technik bewirkten, faszinierenden Realismus sieht man: Tempel, Tempel, Tempel. Dazu Lustschlösser und Paläste, natürlich auch kurz das Taj Mahal, schöne Frauen in leuchtenden Saris, dichtes Menschengewimmel, Tiger im Nationalpark, rituelle Leichenverbrennungen und am Ende eine gefühlte Ewigkeit lang Pilger beim heiligen Bad im Ganges auf der Kumbh Mela, dem größten Pilgerfest der Welt, das nur alle zwölf Jahre stattfindet.

Viele Szenen sind mit einem salbungsvollen Kommentar unterlegt, der einem in kurzen Infohäppchen, die man gleich wieder vergißt, erklärt, was auf der Leinwand zu sehen ist. Geschichtliche und gesellschaftliche Hintergründe erschließen sich dadurch kaum. Es gibt keine Interviews mit den gezeigten Menschen, sie werden einfach nur gezeigt in all ihrer für unsere Augen so fremdartig anmutenden Pracht. Zudem wird die Vorgehensweise der Filmemacher fragwürdig, wenn sie Szenen der rituellen Leichenverbrennungen in Varanasi in aller Detailliertheit und, man muß das Wort an dieser Stelle benutzen, Pietätlosigkeit zeigen. Im Presseheft-Interview erzählt Simon Busch, daß diese und andere Szenen nur zustande kamen, weil das Team geschickt die strengen Verbote umging, an diesen für Hindus heiligen Orten zu filmen. Puh ...

Damit ist FASCINATING INDIA im Grunde ein Nachfolger der Völkerschauen und Guckkastenbilder des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – nur eben mit den technischen Mitteln des 21. Jahrhunderts. Der Film befriedigt die Lust am fremdartigen Bild, ohne dieses Bild zu hinterfragen. Bereits nach einer halben Stunde beginnen diese technisch zweifelsohne brillanten Aufnahmen zu langweilen, weil schöne Bilder allein eben noch keinen guten Film machen.

[ Dörthe Gromes ]