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Fast Food Nation

Ein Volk ißt in Ketten!

Seit Jahrzehnten rollt ein Groschen durch die Welt. Auf langen Leitungen kullert er zwischen Burgerkönigen und ihren gefräßigen Leibeigenen entlang, huscht vorbei an wundgelegenem Vieh und umrundete dabei mehrfach das Mutterland des schnellen Essens. In SUPER SIZE ME, dem gefährlichen Selbstversuch von Morgan Spurlock, kam er ins Trudeln. In Linklaters filmischem Bewußtwerdungsschub ist er nun endgültig gefallen: Fast Food Is Bad.

Entlang an einem Episodengerüst baut der Independentfilmer seine Beweiskette gegen die US-amerikanische Fast-Food-Industrie auf. Sie beginnt in einem fiktiven Burgerunternehmen namens Mickey’s, das einen leitenden Angestellten an den Ursprung aller Dinge, zu den vollautomatischen, kleinstadtgroßen Viehverwertungsmaschinen auf dem Lande schickt, um hygienische Unregelmäßigkeiten aufzuklären. Mr. Henderson, bis eben noch stolzer Erfinder des Superriesenfleischklopses "Big One", ist entsetzt. Denn was er hier findet, ist eine Umwelt- und Menschenvernichtungsfabrik, die gezielt geschleuste Einwanderer einsaugt, um durch ihre Arbeit auf der anderen Seite ungenießbare, aber schmuck verpackte Burger wieder auszuspucken.

Nun hat Linklater mit seiner FAST FOOD NATION beileibe keine Terra incognita entdeckt - nicht in den verwünschten sozialen Verkettungen hinter den Ketten, nicht im Zynismus, mit dem das Land Of Freedom seine Armen beschäftigt und speist. Doch auf die Lust an den drastischen Bildern, die - zugegeben - mehr als jedes Nachdenken den Appetit auf weiche Brötchen und harte Fakten verderben, ist kein lustvoller Film gefolgt. An seinen Stars hält er sich auf, die Abgebrühtheit und Entrüstung aber keine Menschen mimen. An seiner burgerbewegten Naivität krankt er, wo ein bißchen Handwerk im Trennen und Verbinden von Szenen so viel eindrucksvoller gewesen wäre. Nach Abzug allen großen Wollens und guten Meinens bleibt ein unordentlich verleimter Problemaufriß.

Nun läßt sich sinnieren über den Charme des Unfertigen oder das Unfertige des Charmes. Weder so noch so wird man einen Grund finden, das nicht etwa Anarchische sondern einfach nur Liederliche dieses Appells an das schlechte Gewissen für einen guten Film zu halten.

Originaltitel: FAST FOOD NATION

USA 2006, 113 min
Verleih: Senator

Genre: Drama

Darsteller: Patricia Arquette, Bob Cannavale, Ethan Hawke, Luis Guzman, Greg Kinnear, Kris Kristofferson, Avril Lavigne, Bruce Willis, Lou Tayler Pucci, Paul Franklin Dano

Stab:
Regie: Richard Linklater
Drehbuch: Richard Linklater

Kinostart: 01.03.07

[ Sylvia Görke ]