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Fasten auf Italienisch

… in schmackhafter Filmkost nach Rezept

Sein Name ist Fabrizzi, Dino Fabrizzi. Mit italienischem Temperament und allerlei Tricks bringt er als Autoverkäufer den teuersten Wagen selbst an Kunden, die noch gar nicht wußten, daß sie eine Luxuskarosse brauchen. Da steht eine Beförderung kurz bevor, und auch Freundin Hélène paßt hervorragend ins Bild. Kleiner Haken am perfekten Leben: Dino stammt aus Algerien, heißt eigentlich Mourad und spielt nur den Italiener. Arabische Einwanderer haben es in Nizza nämlich nicht gerade leicht, schon die Wohnungssuche gerät zum Desaster, beruflicher Aufstieg sowieso. Folglich entschied sich Mourad alias Dino für diese Scharade, betrügt selbst Eltern – welche fest an einen Job in Rom glauben – und Hélène, die schon länger vergeblich anregt, seiner Familie vorgestellt zu werden. Alles läuft trotzdem gut, bis Dinos Vater einen Herzinfarkt erleidet und darum den erfolgreichen Sohn bittet, für ihn Ramadan zu halten. Was zwingend zu Verstrickungen ohne Ende führen muß.

Das funktioniert tatsächlich wie Backen nach einem seit Generationen vererbten Lieblingsrezept. Man nehme also einen Sympathieträger, dessen bislang geordnete Existenz durch bestimmte Umstände im Chaos zu versinken droht, mixe allerhand Slapstick unter und mache der Mischung ordentlich Tempo unter dem Hintern. Damit sie nicht gar so süß gerät und fluffig am Sehnerv klebt, füge man etwas Bitteraroma hinzu, hier die angedeutete Integrationsproblematik inklusive intrigantem Kollegen, obgleich dieser Hintergrund insgesamt optional bleibt, jede andere Lebenslüge würde es auch tun. Einige universale Themen, wie elterliche Fragen nach einer Heirat oder ein seinem längst erwachsenen Sprößling Geld zusteckender Papa, runden alles ab. Im Mittelteil lasse man die Mixtur nun etwas geruhsamer aufgehen.

Doch nicht zu lange! Pünktlich gegen Ende füge man deshalb zwecks Würze ein paar scharfe Drama-Einlagen hinzu, achte allerdings darauf, die Köstlichkeit zwar prickeln, aber nicht kippen zu lassen, weshalb zum Beispiel zwischenmenschliche Fehler durch herzerweichende Romantik mit Seufz-Faktor 15 zu beheben sind. Obendrauf folgt schließlich der obligatorische Zuckerguß für Optimisten.

Et voilà: Schon steht sie auf dem Tisch, die zwar jederzeit aus bekannten Zutaten bereitete, allerdings eben auch allseits immer wieder beliebte und letztlich gut mundende Tragikomödie. Buon appetito!

Originaltitel: L'ITALIEN

F 2010, 102 min
FSK 0
Verleih: Arsenal

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Kad Merad, Valérie Benguigui, Roland Giraud, Philippe Lefèbvre, Guillaume Gallienne

Regie: Olivier Baroux

Kinostart: 13.01.11

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...