Es konnte wahrlich nur eine Frage der Zeit sein, bis Nutznießer vom Erfolg der Naturfilmer Marie Pérennou und Claude Nuridsany zehren wollten. Solch ein Dünnbrettbohrer entpuppt sich nun in der Person Gogol Lobmayrs. Während die Franzosen stets auf ordentlichem populärwissenschaftlichem Niveau durchaus spannend zu unterhalten, brillant zu photographieren und umfassend zu informieren wußten, genügt sich Lobmayr im Abgrasen attraktiver Schauplätze und verpraßt dabei auch noch schamlos bayerische und gesamtdeutsche Fördergelder. So verlottern unkommentiert verknüpfte Landschaften in Japan, Indien, Südafrika, Südamerika etc. zur schläfrigen Dia-Show, selbstverständlich wird auch schnell noch das dort so übliche Getier putzig vor der Linse versammelt. Kein Appell, kein Konzept, keine erkennbare Motivation! Nur einfach draufhalten, dort wo es in der Welt am schönsten ist.
Man mußte von Beginn an skeptisch sein. Schließlich geht dieser Naturausflug mit einem dröge zitierten Gedicht über Licht, Wasser, Jahreszeiten und so Zeugs los, daß man glauben mag, es hätte Rilke, Goethe und Rimbaud nie gegeben. Wenn man sich die Reiseerinnerungen des Herrn Lobmayr so anschaut, erschleicht einen ein bißchen das Gefühl des perversen Fetischs, so als würde man heimlich Karl Moik schauen. 24 Stunden lang.
Neben all der Fremdschämerei kommen einem plötzlich Gedanken, daß man lieber einige Stunden Material für das Abfilmen dampfenden Pferdedungs hätte aufwenden sollen. Da könnte man guten Gewissens wenigstens "Kunst" draufpappen. Aber so ... Das letzte bißchen Tempo, dem willkürlichen Szenenwechsel geschuldet, wird dem Film durch die Musik vereitelt. Da beauftragte man Andrew Spence, der so etwas wie die fiese Rache aller Musicalgötter zu sein scheint. So blubbert eine hoffnungsdräuende Musik ohne Rast, als ginge es darum, das alte Halbblut Apanatschi wiederzubeleben.
Außerdem schrieb Meister Spence dem Ausnahmetalent Haddaway einige derart schleimige Pop-Perlen auf den Leib, daß man nur hoffen kann, daß im Rahmen von HARTZ VI ein bißchen genauer auf die Arbeitserlaubnis dreister Ex-GIs geschaut wird.
D 2004, 86 min
Verleih: Stardust
Genre: Dokumentation
Regie: Gogol Lobmayr
Kinostart: 09.12.04
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.