CH/D 2018, 97 min
FSK 12
Verleih: X Verleih
Genre: Dokumentation
Regie: Barbara Miller
Kinostart: 08.11.18
Selten sind sich die Weltreligionen und deren hauptsächlich männlichen Interpreten der Heiligen Schrift so einig wie in der Abwertung der Frauen. Weiblichkeit wird mit Sünde und Unreinheit assoziiert und als Antithese zur Spiritualität gesehen. Die Schweizer Regisseurin Barbara Miller stellt kluge, kämpferische Frauen vor, die sich mit dieser Rolle nicht abfinden. Deborah Feldman, mittlerweile Bestsellerautorin, floh aus ihrer chassidischen Gemeinde in New York und wird bis heute als Verräterin geächtet. Ihre Antwort: Sie läßt sich nackt, nur mit dem traditionell Männern vorbehaltenen Gebetstuch Tallit bekleidet, fotografieren.
Derweil versuchte man der Künstlerin Rokudenashiko in Japan den Prozeß zu machen, weil sie für ihre Arbeiten ihre Vagina als Vorlage für 3D-Drucke verwendet. An mannshohen Penissen, die zum shintoistischen Fruchtbarkeitsfest durch die Straßen getragen werden, stört sich der japanische Gesetzgeber nicht. Und die zahlreichen Gummivaginas in den Sexshops regen auch niemanden auf. Der Unterschied in der Beurteilung, der sich auch oftmals in den Bildern der Werbung spiegelt, liegt wohl darin, daß es Frau eben keinen Spaß machen soll, höchstselbst ihre Vagina zu bespielen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß viele junge Mädchen und Frauen bis heute nicht wissen, das Sex durchaus Lust bereiten kann. Die Begierde ist vielerorts noch alleinig dem Mann vorbehalten. Frauen sind Objekt und dienen der Befriedigung.
Leyla Hussein aus Somalia wurde wie viele Frauen als Kind beschnitten. Sie setzt sich dafür ein aufzuklären, daß dieser Eingriff kein Ritual, sondern gefährliche Körperverletzung ist. An riesigen Vaginamodellen aus Knetmasse demonstriert sie minutiös die Phasen der Verstümmelung. Desweiteren kommt Doris Wagner zu Wort, die als Ordensfrau sexuell mißbraucht wurde. Sie überwand ihre Scham und ging an die Öffentlichkeit. In Indien streitet Vithika Yadav dafür, Sexualität und sexuelle Gewalt an Frauen in der Gesellschaft zu enttabuisieren.
All diese mutigen Aktivistinnen brechen das Schweigen und fordern die Selbstbestimmung der Frauen über ihren eigenen Körper. Dieses informative und zugleich emotional aufwühlende politische Statement empfiehlt sich als Pflichtstoff in den Schulen weltweit, um dafür zu sorgen, daß sich die Frau der Zukunft weder bedroht noch minderwertig fühlen muß.
[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...